
Als meine Tochter Geburtstag hatte, schob meine Schwiegermutter den Kuchen weg und sagte: „Das hat sie nicht verdient.“
„Das bist du, Oma, als du deinen Job angefangen hast“, sagte Rosalie und zeigte auf den Bildschirm. „Mama meinte, du wärst richtig gut darin, und deshalb bist du Chef geworden.“ Die nächste Folie war eine Collage aus Fotos – Dolores hielt Craig als Baby im Arm, dann als kleinen Jungen und schließlich als den Mann, den ich geheiratet habe.
Das Gekicher des kleinen Craig erfüllte den Raum, und ich musste über Rosalies Einfallsreichtum lächeln. „Papa sagt, du hast ihn immer zum Lachen gebracht, Oma“, fuhr Rosalie mit klarer, ruhiger Stimme fort. Die Aufnahme wechselte zu aktuellen Fotos – Familientreffen, Festessen und Geburtstage, Momente, an denen Dolores teilgenommen hatte, ob sie sie nun genossen hatte oder nicht.
„Aber das Beste ist, dass du hier bist“, sagte Rosalie und sah sich im Zimmer um. „Denn auch wenn du denkst, ich verdiene es nicht, akzeptiert zu werden, bin ich am glücklichsten, wenn du bei uns bist.“
Als Nächstes folgte eine Diashow mit Rosalies Zeichnungen – Blumen, Herzen und eine kindliche Interpretation eines Familienporträts, komplett mit Dolores‘ charakteristischer Brille. Ein leiser Seufzer entfuhr Dolores‘ Lippen. Die Kinder, die zuvor durch das Drama verstummt waren, waren nun gefesselt und ihre Augen waren auf Rosalies lebendige Welt gerichtet.
Im Raum herrschte Stille, als die Aufnahme mit den Worten „Wir lieben dich, Oma“ in Rosalies bezaubernder, schiefer Handschrift endete. Die Luft gefror; Dolores’ Augen glänzten vor unterdrückten Tränen. So hatte ich sie noch nie gesehen – eine Mischung aus Reue, Überraschung und einer seltenen Verletzlichkeit.