Als die Brautjungfer zur Hochzeit ihres einzigen Sohnes kam, hätte sie sich nicht vorstellen können, dass sie – vor allem von der Braut selbst – weniger als ein Mensch behandelt werden würde.
Linda Brown steht vor der Glastür des Royal Garden Hotels. Sie umklammerte eine kleine Handtasche und trug ihr bestes Kleid – ein verblichenes cremefarbenes Abendkleid, das sie am Abend zuvor selbst gefilmt hatte. Jahrelang hatte sie als Hausangestellte in fremden Häusern gearbeitet, Böden geschrubbt und Mahlzeiten gekocht, die sie sich nie hätten leisten können. Doch heute geht es nicht um Entbehrungen. Heute heiratete ihr einziger Sohn Daniel.
Daniel war immer ihr ganzer Stolz gewesen – ein aufgeweckter, fleißiger junger Mann, der trotz Armut seinen Abschluss als Ingenieur gemacht hatte. Jede Stunde, die sie damit verbrachte, die Häuser von Fremden zu putzen, trug zu seiner Ausbildung bei. Als sie ihn jetzt im Anzug neben seiner schönen Frau Amelia Miller stehen sah, hatte sie das Gefühl, die Welt habe sie endlich für ihr Opfer belohnt.
Doch als Linda den großen Ballsaal betrat, wurde ihr klar, dass sie nicht dazugehörte. Die Gäste trugen Designerkleider und maßgeschneiderte Smokings. Kellner mit weißen Handschuhen ging mit Champagner in den Händen zwischen den Tischen umher. Als Linda zögernd mit einer kleinen Einladungskarte in der Hand eintrat, blickte sie einer der Veranstaltungskoordinatoren unsicher an.
„Entschuldigen Sie, gnädige Frau“, sagte die Frau höflich, „gehören Sie zum Reinigungspersonal?“
Linda errötete. „Nein, ich bin die Mutter des Bräutigams.“
Die Frau blinzelte überrascht und deutete dann auf einen Tisch im hinteren Bereich, in der Nähe der Catering-Station. „Sie können dort drüben sitzen, Ma’am. Es ist … weniger voll.“
Als Amelia sie näher kam sah, runzelte sie leicht die Stirn. „Oh, Daniel hat mir nicht gesagt, dass er so früh kommt. Sorg nur dafür, dass sie bis zum Abendessen beim Kellner sitzt“, flüsterte sie dem Planer zu.
Linda tat so, als hätte sie nichts gehört. Sie saßen immer noch an einem Tisch in der Nähe der Küche, umgeben von Kellnern in der Pause, und hielten eine kleine Handtasche auf dem Schoß. Sie lächelte, als Daniel ihr aus der Ferne zuwinkte, wurde aber schnell von Amelias Familie und Fotografen weggezerrt.
Als das Abendessen begann, sank Lindas Herz noch tiefer. Das Schild auf dem Haupttisch – „Familie des Bräutigams“ – war halb leer. Sie zögerten und fragten sich, ob es dort hingehörte. Schließlich wurde es
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