Die Realität ist zwar komplexer, doch die Geschichte spiegelt echte Fortschritte in der Biomaterialien- und regenerativen Medizin wider, die eines Tages die Behandlung von Arthritis und Gelenkverschleiß revolutionieren könnten. Die viralen Posts, oft mit reißerischen Schlagzeilen und übertriebenen Behauptungen, haben ein enormes öffentliches Interesse geweckt, doch es ist wichtig, Hoffnung und Hype zu trennen.
Das Versprechen der Knorpelregeneration
Knorpel, das glatte Gewebe, das die Gelenke polstert, galt lange Zeit als nahezu unheilbar, wenn er einmal beschädigt ist. Im Gegensatz zu Haut oder Knochen hat er keine Blutgefäße und nur eine geringe natürliche Heilungsfähigkeit. Für Millionen von Arthritispatienten bedeutet Knorpelverlust chronische Schmerzen, eingeschränkte Beweglichkeit und oft die Notwendigkeit einer Gelenkersatzoperation.
Wissenschaftler weltweit suchen nach Möglichkeiten, Knorpelgewebe wiederherzustellen. Biotechnologisch hergestellte Gele und Gerüste haben sich dabei als einer der vielversprechendsten Ansätze erwiesen. Die Idee dahinter ist, eine stützende Matrix zu schaffen, die in einen Knorpeldefekt implantiert werden kann und so eine nährende Umgebung für das Wachstum körpereigener Zellen und die Regeneration von neuem, gesundem Gewebe bietet.
Der deutsche Beitrag: ChondroFiller®
In Deutschland entwickelten Forscher ChondroFiller®, ein kollagenbasiertes Gel, das 2013 auf den Markt kam. Es handelt sich um eine zellfreie Kollagenmatrix, die die natürliche Knorpelregeneration anregen soll. Das Produkt ist keine einfache Injektion, wie in Social-Media-Beiträgen behauptet wurde. Es handelt sich um eine Zweikomponentenlösung, die mittels minimalinvasiver Arthroskopie, einer Art „Schlüsselloch“-Chirurgie, verabreicht wird, statt einer einfachen Spritze in der Arztpraxis.
Bei der arthroskopischen Operation bereitet der Chirurg zunächst den beschädigten Bereich vor und füllt den Knorpeldefekt anschließend mit dem flüssigen ChondroFiller®. Nach der Injektion härtet die zähflüssige Kollagenmischung innerhalb von 3 bis 5 Minuten zu einem stabilen Hydrogel aus, das sich perfekt an Größe und Form der Läsion anpasst. Dieses Hydrogel dient dann als Gerüst und regt gesunde Knorpelzellen aus dem umliegenden Gewebe an, in die Matrix einzuwandern und neues Gewebe zu bilden.
Seit seiner Markteinführung wurde ChondroFiller® weltweit bei über 20.000 Patienten eingesetzt. Es ist vor allem für Knorpeldefekte des Grades III und IV bis zu 3 cm² in Gelenken wie Knie, Hüfte, Schulter und Sprunggelenk geeignet. Im Gegensatz zu älteren Methoden, die manchmal Knochenbohrungen oder die Verwendung von Fibrinkleber erfordern, ist dieses einstufige Verfahren weniger invasiv und verkürzt die Operationszeit.