
Die dramatischen Folgen von Paracetamol
Paracetamol ist in Frankreich das am häufigsten verwendete Medikament. Jährlich werden 500 Millionen Blister verkauft. In den USA nimmt jeder Vierte wöchentlich Paracetamol ein. Angesichts dieser Konsumrate kann man davon ausgehen, dass Paracetamol einen erheblichen Einfluss auf die sozialen Beziehungen in westlichen Ländern hat. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, Sie streiten mit Ihrem Partner. Sie sagen oder tun Dinge, die ihn aufregen und zum Weinen bringen. Normalerweise kommt schnell der Moment, in dem Sie erkennen, dass Sie ihn verletzen und innehalten und um Vergebung bitten müssen.
Aber Sie haben Paracetamol genommen, weil Sie Kopf- oder Gelenkschmerzen hatten. Unbewusst blockiert dieses Medikament Ihr Einfühlungsvermögen, zumindest teilweise. Sie unterschätzen die Situation Ihres Partners. Sie erkennen einfach nicht, wie sehr Sie ihn mit Ihren Worten oder Taten verletzen. Sie denken törichterweise, eine Entschuldigung oder gar eine Trennung sei sinnlos. Anstatt also eine menschliche und heilende Haltung gegenüber Ihrem Partner und Ihrer Beziehung (also sich selbst) einzunehmen, ignorieren Sie die Signale Ihres Partners und lassen zu, dass der Konflikt außer Kontrolle gerät. Während sich diese Szene mit der Zeit wiederholt, zerstören Sie die Beziehung aus Vertrauen, Freundschaft und Liebe, die Sie aufgebaut haben.
Die dramatischen Folgen dieser Kette:
Eheprobleme habe ich bereits erwähnt. Aber natürlich kann das Gleiche auch für die Beziehungen zwischen Chef und Angestelltem, zwischen Geschwistern, Nachbarn oder Freunden gelten. Es kann auch die Gesellschaft als Ganzes betreffen, in der zu viele Menschen die schlimmste Lösung wählen und den Schaden, den sie ihren Mitmenschen zufügen, herunterspielen. Der Journalist Alexandre Imbert sieht Schmerzmittel sogar als mögliche Erklärung für die seltsame Apathie, die Resignation, die wir angesichts aufeinanderfolgender schrecklicher Angriffe an den Tag legen: „Manchmal werden wir mit wütenden Reaktionen bombardiert (besonders morgens), aber wir spüren, dass unser Herz nicht mehr dabei ist. Es ist Resignation, oder besser gesagt, eine Selbstverteidigungsstrategie. Wir lesen die Titelseite der Libération, wenn wir auf der Straße einem Bettler begegnen, der so tut, als sähe er nichts …“