Am sechsten Tag öffnete sich die Tür endlich einen Spalt. Ihre Eltern traten ein und lachten, als wären sie erst eine Stunde weg gewesen. Doch was sie sahen, ließ ihr Lachen augenblicklich verstummen.
Kein Freudenschrei, keine leisen Schritte, die ihnen entgegeneilten. Nur Stille.
Lisa saß auf dem Küchenboden, den Rücken an die Wand gepresst. Die Schüssel vor ihr war makellos – längst sauber geleckt. Ihre Wangen waren bleich, ihr Blick stumpf und abwesend. Sie lächelte nicht. Sie wirkte nicht einmal überrascht.
Leise wiederholte sie immer wieder dieselben Worte:
– Ich habe keinen Hunger… Ich will nichts mehr essen…
Ihre Eltern erstarrten vor Entsetzen. Ihre aufgeweckte, lebhafte Tochter von gestern war fort. An ihrer Stelle saß ein zerbrechliches Kind, dessen Augen aller Unschuld beraubt waren – mit einer Leere, die kein Kind je kennen sollte.