Die Hochzeit hätte nicht perfekter sein können, bis mein Vater plötzlich meine Hand ergriff und flüsterte: „Steig jetzt ins Auto.“

 

„Ich habe es versucht“, sagte Dad mit brüchiger Stimme. „Aber wie zerstört man das Glück seiner Tochter ohne Beweise? Ohne ihr die Chance zu geben, sich selbst damit auseinanderzusetzen? Ich konnte es nicht hier vor allen Leuten tun. Aber du musstest es zuerst wissen. Du musst mir helfen, es ihr zu sagen.“

Ein tiefer Schmerz breitete sich in meiner Brust aus, als mir die Wahrheit langsam klar wurde. Emily hatte gerade jemandem ihre ewige Treue geschworen, der vielleicht nicht nur ein Fremder war, sondern vielleicht sogar unser Blut.

Die Stunden nach Dads Geständnis waren von Angst und Unglauben geprägt. Wir saßen in der Küche, im Zimmer war es nur vom sanften Licht der Herduhr dunkel. Mit zitternden Händen schob Dad mir einen Brief über den Tisch zu.

Ich habe es einmal gelesen. Dann noch einmal. Jedes Wort brannte sich tiefer in mein Gedächtnis ein und brannte wie ein Brandmal.

Mein lieber David, ich weiß, dass du keinen Kontakt willst, aber ich kann nicht länger schweigen. Ich habe jahrelang aus der Ferne zugesehen. Dein Vater hat dich von mir ferngehalten, aber ich habe dich immer geliebt. Dein neues Leben in Chicago klingt vielversprechend. Bitte schließe mich nicht völlig aus.

Die Handschrift war sauber, fast elegant. Aber was mich am meisten beeindruckte, war die Unterschrift: Rebecca Morales.

Ich sah zu Dad auf. „Wenn das wahr ist, hat Emily ein Recht darauf, es zu erfahren. Aber wie sollen wir es ihr überhaupt sagen? In ihrer Hochzeitsnacht?“

Papas Gesicht war ausdruckslos und angstvoll. „Es ist kein guter Zeitpunkt. Aber je länger wir warten, desto schlimmer wird es.“

Wir stritten stundenlang, unsere Stimmen schwoll an und ab, und bei jedem unserer Argumente prallten unsere Emotionen aufeinander. Ich mahnte zur Vorsicht – ich fragte mich, ob der Brief missverstanden werden könnte oder ob es eine andere Erklärung gab. Doch Vater blieb standhaft und beharrte darauf, dass es wichtiger sei, der Wahrheit ins Auge zu sehen, als Unbehagen zu vermeiden.

Endlich, gerade als das erste Morgenlicht durch die Vorhänge fiel, kehrten wir zum Hotel zurück, in dem Emily und David wohnten. Mein Herz krampfte sich zusammen, bei jedem Schritt in der Lobby, im Aufzug und schließlich, als wir vor ihrer Tür standen. Dad klopfte entschlossen.

 

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