Die Tochter des Milliardärs hatte nur noch drei Monate zu leben, bevor ihre neue Haushälterin die Wahrheit herausfand.

 

 

Dieser Moment blieb Julia noch lange nach der Umarmung im Gedächtnis. Sie wollte nicht zu viel darüber nachdenken, aber sie wusste, was er bedeutete. Es war ein Zeichen dafür, dass Lilia sie als jemanden betrachtete, der ihr Sicherheit bot.

Für ein Mädchen, das kaum sprach und kaum reagierte, war es keine Kleinigkeit, jemanden „Mama“ zu nennen. Julia hatte nie versucht, jemanden zu ersetzen oder eine Rolle zu übernehmen, die ihr nicht zustand, doch jetzt wurde ihr klar, dass sie in Lilias Leben wichtig geworden war. Sie war zu jemandem geworden, der zählte.

Der Gedanke löste ein starkes Gefühl in ihr aus, teils Liebe, teils Verantwortung. Julia verbrachte den Rest des Tages schweigend und dachte tief über das Geschehene nach. Sie spürte auch einen Druck.

Wenn Lilia ihr so ​​sehr vertraute, konnte sie sie nicht verlassen. Sie musste sie beschützen. Es ging nicht nur darum, für sie da zu sein; es ging darum, für sie zu kämpfen, egal, was das bedeutete.

Julia hatte Roman nicht erzählt, was Lilia gesagt hatte. Noch nicht. Sie wusste nicht, wie er reagieren würde, und sie war sich nicht sicher, ob der richtige Zeitpunkt dafür gekommen war.

Dieser Moment fühlte sich heilig an, er gehörte nur ihr und Lilia. Von diesem Tag an kam Julia ihr noch näher. Sie passte ihren Zeitplan an, um öfter mit Lilia zusammen zu sein.

Gemeinsam lasen sie Bücher, spielten einfache Spiele und aßen schweigend. Lilia sagte nicht sofort etwas, aber sie begann, Julias Hand zu berühren oder ihren Kopf auf ihre Schulter zu legen. Diese Gesten sagten mehr als Worte …

Julia erkannte, dass die Mauer zu bröckeln begann. Sie erkannte auch, dass ihre Arbeit zu Hause nicht mehr nur ein Job war. Sie war aus einem bestimmten Grund dort.

Sie war nicht zufällig hier, sondern aus einem anderen Grund. Vielleicht nicht Schicksal, aber etwas Reales. Julia hatte nicht die Absicht, wegzugehen.

Sie war bereit, alles zu tun, was Lilia brauchte. Je mehr Zeit verging, desto mehr fühlte sich Julia auserwählt. Nicht aufgrund ihrer Liebe, nicht aufgrund des Rekrutierungsprozesses, sondern aufgrund Lilias selbst.

Auf ihre ruhige, unschuldige Art wählte das Mädchen Julia als sicheren Hafen, und das bedeutete ihr alles. Der Moment, als Lilia die Worte „Verlass mich nicht, Mama“ aussprach, war mehr als ein Fehler oder eine Erinnerung. Es war eine aufrichtige Bitte, ein Schrei nach Liebe, ein Schrei nach Schutz für diejenige, die bleiben würde.

 

Julia wusste, dass sie nicht nachgeben konnte. Sie durfte sich weder von Angst noch von Zweifeln aufhalten lassen. Lilia brauchte jemanden, der für sie kämpfte, der ihr zuhörte, der an sie glaubte.

Und Julia war bereit, diese Person zu werden, nicht weil sie musste, sondern weil sie es wollte, weil zwischen ihnen Liebe erblühte, sogar ohne Worte. In diesem stillen Raum, in dieser kurzen Umarmung entstand etwas Kraftvolles. Julia wurde mehr als nur eine Pflegerin.

Sie wurde Pflegerin. Roman kam früher als sonst von dem Treffen zurück. Er erzählte es niemandem.

Er betrat das Haus durch die Hintertür und ging zu Lilias Zimmer, wo er leise Stimmen hörte. Die Tür stand einen Spaltbreit offen. Als er näher kam, sah er Julia neben Lilia auf dem Boden sitzen, sie sanft umarmen und ihren Kopf an Julias Brust legen.

Julia sprach leise und beruhigte sie. Es herrschte Schweigen voller Angst. Roman blieb an der Tür stehen und beobachtete sie.

Ein paar Sekunden später kam er unangemeldet herein. Seine Stimme war kalt. „Was machst du da, Julia?“ Sie stand schnell auf, verwirrt von seinem Tonfall.

Roman schien wütend. „Sie versuchen, ihren Zustand auszunutzen. Sie ist zerbrechlich.“

Sie kann nicht klar denken.“ Julia war schockiert. Sie versuchte es zu erklären, aber Roman wollte nicht zuhören.

Er dachte, Julia würde ihre Grenzen überschreiten. Seine Stimme wurde lauter, doch dann geschah etwas, womit keiner von beiden gerechnet hatte. Lilia blickte sichtlich aufgebracht auf und stürzte sich plötzlich auf Julia.

Sie umarmte sie fest um die Taille. „Mama, lass ihn nicht so schreien!“, sagte sie laut genug, dass Roman es hören konnte. Im Zimmer wurde es still.

Romans Gesichtsausdruck veränderte sich augenblicklich. Er sah Lilia an, dann Julia. Seine Hände sanken herab.

Mehrere Sekunden lang sagte er kein Wort. Lilia klammerte sich an Julia, als hätte sie Angst. Julia legte Lilia sanft ihre Hand auf den Rücken und sagte nichts.

Sie ließ den Moment für sich sprechen. Romans Gesichtsausdruck wechselte von Wut zu Verwirrung und dann zu etwas Tieferem – Verständnis. Er wusste nicht, was er von dem, was er gerade gesehen hatte, halten sollte.

Er hatte Lilia noch nie so reagieren sehen. Sie war immer still, distanziert und passiv gewesen, doch jetzt meldete sie sich zu Wort. Sie streckte ihre Hand aus – nicht ihm, sondern Julia.

Dieser Moment traf Roman härter als jeder Streit. Roman saß auf der Bettkante und sah plötzlich älter aus. Seine Stimme verstummte.

„Sie hat dich Mama genannt.“ Julia nickte langsam. Sie war weder stolz noch schüchtern.

Sie sah genauso fassungslos aus. Es war einfach so passiert. Sie sagte, sie bräuchte jemanden, und ich war da.

Roman antwortete nicht sofort. Er sah seine Tochter an und sah sie zum ersten Mal seit Jahren wirklich – nicht nur ihren körperlichen Zustand, sondern auch ihr Verhalten, ihre Gefühle. Er sah ihre Angst, ihre Traurigkeit, ihr Bedürfnis nach Schutz, und er verstand etwas.

Vielleicht lag ihre Schwäche nicht allein am Krebs. Vielleicht hatten die Jahre intensiver Behandlung, Isolation und Schweigen sie zerstört. Roman stand auf und verließ wortlos den Raum.

Julia blieb bei Lilia und hielt ihre Hand. Beide schwiegen. Dieser Moment veränderte alles.

In Roman brach etwas zusammen, und es ließ sich nicht länger ignorieren. Später in der Nacht ging Roman in sein Büro und saß lange an seinem Schreibtisch. Er schaltete seinen Computer nicht ein und telefonierte nicht einmal …

Stattdessen öffnete er Lilias Krankenakte und begann, alles noch einmal durchzulesen. Er überprüfte die Medikamentenliste, die Dosierungen, die Empfehlungen des Arztes. Einige Medikamente schienen ihm nun ungeeignet, zu stark.

Ihm fiel auf, dass einige der Medikamente experimentell waren, und er erinnerte sich an Julias Worte von vor einigen Wochen – Dinge, die er damals nicht ernst genommen hatte. Ohne jemanden anzurufen, traf er eine stille Entscheidung. Am nächsten Morgen bat er die Krankenschwester, ihm einige Medikamente abzusetzen.

Er erklärte den Grund nicht, sondern sagte nur, dass sie nicht mehr benötigt würden. Die Krankenschwester war überrascht, folgte aber seinen Anweisungen. Auch Julia erklärte Roman dies nicht.

Er war noch nicht bereit, aber etwas veränderte sich in ihm. Er glaubte die Geschichte, der er jahrelang vertraut hatte, nicht mehr. In den folgenden Tagen bemerkte Julia subtile Veränderungen an Lilia.

 

Die Veränderungen waren nicht drastisch, aber sie waren spürbar. Lilia wirkte wacher. Sie aß etwas mehr, interessierte sich für ihr Malbuch und bat Julia sogar zweimal, ihr eine Geschichte vorzulesen.

Sie hatte das noch nie zuvor getan. Julia wusste nicht, was sich verändert hatte, aber sie beobachtete alles. Sie überwachte Lilias Schlaf, ihre Stimmung, ihre Energie.

Das Mädchen schien langsam wieder zum Leben zu erwachen. Roman beobachtete sie aus der Ferne, ohne einzugreifen, sondern nahm alles wahr. Er sah Lilia einmal lächeln – etwas, das er seit Monaten nicht mehr gesehen hatte.

Dieses Lächeln berührte ihn tiefer als jeder Arztbericht. Er fragte sich, ob das Absetzen der Medikamente geholfen hatte oder ob die Medikamente selbst Teil des Problems waren. Der Gedanke erschreckte ihn, gab ihm aber auch neue Hoffnung.

Roman sprach nicht viel über die Ereignisse dieses Tages, aber die Szene blieb ihm im Gedächtnis. Wie Lilia Julia umarmte, wie sie sie „Mama“ nannte und wie sie endlich Gefühle zeigte. Jetzt wusste er, dass sich etwas ändern musste.

Er konnte sich nicht allein auf Ärzte und Routine verlassen. Er musste nicht nur mit den Ohren, sondern auch mit den Augen und dem Herzen zuhören. Zum ersten Mal seit Jahren sah er, dass seine Tochter trotz ihres Schweigens und ihrer Krankheit noch bei ihm war.

Sie brauchte nur die richtige Person, die ihr beim Sprechen half. Julia war diese Person. Roman wusste nicht, was als Nächstes passieren würde, aber er wusste, dass es kein Zurück mehr gab.

Er erkannte die Wahrheit, und mit ihr öffnete sich etwas in ihm. Nach Jahren spürte er etwas Echtes, eine kleine, aber mächtige Hoffnung. Seit einigen Tagen hatte Julia mit einem starken Misstrauen gelebt.

Sie musste ständig an Lilias Medikamente denken und an die kleinen Verbesserungen, die sie nach dem Absetzen einiger davon bemerkt hatte. Julia wollte nicht ohne Beweise handeln, aber ihre Intuition sagte ihr, dass etwas nicht stimmte. Eines Nachmittags, als es im Haus ruhig war, ging sie zum Schrank im Flur.

Vorsichtig nahm sie eine der Medizinflaschen und wickelte sie in ein Tuch. Sie steckte sie in ihre Tasche und wartete auf ihren freien Tag. Julia wollte keinen Fehler machen und ging deshalb direkt zu jemandem, dem sie vertraute – ihrer alten Freundin Karina, einer Ärztin, die in einer kleinen Privatklinik arbeitete.

Karina kannte Julia seit vielen Jahren, und nachdem Julia ihr alles erklärt hatte, stimmte Karina zu, das Medikament zur Analyse in ein Labor zu schicken. Julia war nervös, aber sie war sich sicher, das Richtige getan zu haben. Sie musste die Wahrheit erfahren, egal was passierte.

Zwei Tage später rief Karina an. Ihre Stimme war ernst, fast kalt. „Julia, wir haben die Ergebnisse“, sagte sie.

„Sie hatten allen Grund zur Sorge.“ Karina erklärte, dass das Fläschchen ein starkes Medikament enthielt, das in seltenen Fällen bei Erwachsenen eingesetzt wird und für Kinder nicht empfohlen wird, insbesondere nicht in der verabreichten Dosis. Die Dosis war dreimal höher als die sichere Dosis, selbst im Notfall.

Das Medikament könnte extreme Müdigkeit verursachen, innere Organe schädigen und die normale Gehirnfunktion des Kindes beeinträchtigen. Julia setzte sich zitternd auf. Ihr Magen verkrampfte sich.

Sie konnte nicht glauben, dass die Lilien es schon so lange verabreicht hatten. Karina erklärte, dass das Medikament nicht illegal sei, sondern nur für besondere Anlässe. Julia bedankte sich und legte auf.

Ihre Hände waren kalt; jetzt hatte sie die Bestätigung. Das war nicht nur eine Überdosis, sondern etwas zutiefst Falsches. Jemand hatte Entscheidungen getroffen, die Lily in große Gefahr brachten, und Julia wusste, wer es war.

Alle Rezepte trugen denselben Namen: Dr. Artem Muromzew. Er war der Mann, dem Roman seit seiner Diagnose vertraute. Julia erinnerte sich an ihn …

Er war stets höflich, aber zurückhaltend. Er sprach komplexe Sprachen, was es schwierig machte, Fragen zu stellen. Julia musste daran denken, wie viele Menschen er schon betrogen hatte.

Sie brachte den Bericht direkt zu Roman. Sie wollte nichts verheimlichen. Sie setzte sich ihm im Büro gegenüber und erzählte ihm alles.

Roman las den Bericht langsam und mit angespannter Miene. Zuerst schwieg er, dann sprach er mit einer Stimme, die nicht wie seine eigene klang. „Ich habe ihm vertraut“, sagte er.

„Er hat versprochen, sie zu retten.“ Julia legte ihre Hand auf den Tisch und versuchte, ruhig zu bleiben. „Wir müssen mehr herausfinden“, sagte sie.

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