„Ich muss mit dir reden“, sagte Nathaniel leise.
Sie verschränkte die Arme. „Was ist los?“
„Ich schulde Ihnen eine Entschuldigung.“
„Zu welchem Zweck?“
„Was die Art und Weise betrifft, wie ich Sie angesprochen habe. Meine vorherige Aussage war brutal … und unwahr.“
Maya betrachtete sein Gesicht einen langen Moment, bevor sie antwortete.
„Lily versteht die Realität“, sagte sie. „Reichtum und Status sind ihr gleichgültig. Sie braucht nur Wärme.“
„Ich weiß“, gab er zu und starrte auf den Boden. „Sie wird nicht schlafen, bis sie sich sicher fühlt.“
„Sie ist nicht die Einzige“, antwortete Maya.
Nathaniel blickte auf. „Es tut mir leid, Maya. Ich hoffe aufrichtig, dass du bleibst.“
„Für sie“, wiederholte Maya, und ihre Stimme wurde leiser. Sie traute ihm nicht – nicht ihm, sondern Lily. Für den Moment war das genug.
Am nächsten Morgen ging Maya bedächtig durch das Haus. Sie war nicht da, um ihre Wertschätzung oder Freundlichkeit zu zeigen, sondern für Lily.
In der Wiege darüber schlief das Baby friedlich, die Arme über dem Kopf ausgestreckt und ein schwaches Lächeln auf den Lippen. Maya stellte sich neben die Wiege und beobachtete das Baby.
Ihre Vergangenheit hallte in der Stille wider – sie war in dem Glauben erzogen worden, Liebe sei die Belohnung für Vollkommenheit. Doch Lily besaß ein anderes Wissen. Sie umarmte Maya, als hätte sie ihr ganzes Leben lang auf ihre Ankunft gewartet.
Später am Nachmittag betrat Nathaniel das Kinderzimmer – nicht im Anzug und nicht mit seinem üblichen zurückhaltenden Auftreten, sondern mit einer weichen Strickdecke in der Hand.
Nur zur Erklärung.
„Ich habe das in einer Zeitschrift entdeckt“, sagte er unsicher. „Es gehörte mir, als ich ein Baby war. Ich dachte, Lily würde sich darüber freuen.“
Maya hob eine Augenbraue, nahm die Decke aber entgegen. „Ich weiß das zu schätzen.“
Nathaniel ging zum Kinderbett. Lily wachte auf und öffnete flatternd die Augen. Diesmal unterdrückte sie das Weinen – sie blinzelte nur schläfrig und fragte sich, ob sie dem Mann vor ihr vertrauen konnte.
Maya zog die Decke über sich und legte Nathaniels Hand instinktiv sanft auf den Rücken ihrer Tochter. Lange Zeit blieben sie zusammen – nicht durch Reichtum oder Rang verbunden, sondern durch etwas viel Zarteres und Selteneres.
Wenn zu Hause ein Notfall eintritt, spürt man zum ersten Mal Wärme.