Und so heirateten Lucía und Hugo an einem Sonntag im Mai in einer kleinen weißen, mit Bougainvillea geschmückten Kirche, umgeben vom Duft süßen Brotes und den Gitarren eines einheimischen Trios.
Hugo verwendete seine gesamten Ersparnisse – mehr als 300.000 Pesos, das Ergebnis von zehn Jahren Arbeit auf Bauprojekten im ganzen Land – für den Wiederaufbau ihres Hauses.

Er baute Rampen, verbreiterte Türen, passte das Badezimmer an und installierte Handläufe, damit Lucía sich bewegen konnte, ohne sich zu sehr auf ihn verlassen zu müssen.
Er baute sogar eine kleine Terrasse, auf der sie malen konnte, während er arbeitete.
„Ich möchte, dass Sie das Gefühl haben, dass dieses Haus auch Ihnen gehört“, sagte er zu ihr und wischte ihr mit seiner staubigen Hand den Schweiß aus dem Gesicht.
Lucía lächelte unter Tränen. Zum ersten Mal machte ihr die Zukunft keine Angst mehr.
Ihre Hochzeitsnacht begann mit einem leichten Regenschauer.
Das frisch renovierte Zimmer duftete nach frischem Holz und Jasminblüten. Hugo half Lucía nervös, sich aufs Bett zu setzen.
Seine Hände zitterten – nicht vor Verlangen, sondern vor Zärtlichkeit.
Als er vorsichtig das weiße Spitzenkleid auszog, hielt er inne.
Nicht wegen der Zerbrechlichkeit des Körpers seiner Frau, sondern wegen der Narben: lange graue Streifen, die ihren Rücken hinunterliefen, Spuren von Operationen, Stürzen und Nächten stillen Schmerzes.
Hugo sagte kein Wort. Er hielt sie einfach nur fest, so fest, dass ihr die Tränen ins Haar fielen.
„Bereust du es nicht?“, fragte Lucía kaum hörbar.
„Ich bedauere nur, dich nicht früher kennengelernt zu haben … damit ich nicht so viel mit dir leiden muss“, antwortete er.
„Du bist der größte Schatz meines Lebens.“
Lucía weinte. In dieser Nacht gab es kein Mitgefühl, nur reine Liebe.
Die nächsten Tage waren voller Routine, Lachen und Hoffnung.
Hugo stand vor Sonnenaufgang auf, kochte für beide und brachte sie dann ins Rehabilitationszentrum.
Nachmittags brachte er ihr neue Rezepte bei oder fertigte selbstgemachte Erfindungen an, die ihr das Leben leichter machten.
Lucía ihrerseits begann wieder zu malen.
Ihre Gemälde voller leuchtender Farben und Schmetterlinge wirkten wie ein Schrei der Wiedergeburt.
Bald eröffnete sie einen Online-Workshop für Kinder, den sie „Reborn in Colors“ nannte.
Mit der Zeit geschah etwas Magisches.