Zwei Jahre nachdem ich einer Frau auf 10.000 Metern das Leben gerettet hatte, war ich am Tiefpunkt angelangt. Ich kämpfte darum, über die Runden zu kommen, und war vom Verlust meiner Mutter erschüttert. An Heiligabend klopfte jemand an meine Tür und brachte ein unerwartetes Geschenk und die Chance auf einen Neuanfang von einem Fremden, den ich kannte.
Ich habe alle erdenklichen Passagiere gesehen – nervöse Erstreisende, erfahrene Geschäftsreisende und aufgeregte Urlauber.
Aber eine Passagierin werde ich nie vergessen. Nicht wegen ihrer Designerkleidung oder ihres Business-Class-Tickets, sondern wegen dem, was an diesem Tag auf 10.000 Metern passierte. Zwei Jahre später veränderte sie mein Leben auf eine Weise, die ich mir nie hätte vorstellen können.
Traurige Frau mit Tränen in den Augen | Quelle: Midjourney
Lass mich zunächst ein Bild von meinem Leben zeichnen. Meine Kellerwohnung war genau das, was man für 600 Dollar im Monat in der Stadt erwarten würde. Wasserflecken zierten die Decke wie abstrakte Kunst, und der Heizkörper klapperte die ganze Nacht, als hätte jemand mit einem Schraubenschlüssel dagegen geschlagen.
Aber mehr konnte ich mir jetzt, mit 26, nach allem, was passiert war, nicht leisten. Die Küchentheke diente mir als Schreibtisch, Arbeitsfläche und Esstisch zugleich. In einer Ecke stand ein kleines Queensize-Bett, dessen Metallrahmen an den Stellen sichtbar war, an denen sich die Laken gelöst hatten.
Die Wände waren so dünn, dass ich jeden Schritt aus der oberen Wohnung hören konnte – jeder erinnerte mich daran, wie weit ich von meinem alten Leben abgekommen war.
Ich starrte auf den Stapel unbezahlter Rechnungen auf dem Klapptisch, und jede einzelne erinnerte mich daran, wie schnell sich das Leben drehen kann. Die Inkassobüros riefen wieder an. Nur dreimal an diesem Tag.
Rechnungen auf dem Tisch | Quelle: Midjourney
Ich nahm den Hörer ab, mein Daumen schwebte aus Gewohnheit über der Nummer meiner Mutter, bevor es mir wieder einfiel. Sechs Monate. Sechs Monate lang hatte ich niemanden mehr anrufen können.
Der Fernseher des Nachbarn summte durch die Wand, ein fröhlicher Weihnachtsfilm über Familientreffen und Weihnachtswunder. Ich drehte die Lautstärke auf, um es zu übertönen, aber die Weihnachtslieder klangen wie Salz in einer offenen Wunde.
„Atme einfach, Evie“, flüsterte ich mir zu, der Lieblingsrat meiner Mutter, wenn es hart auf hart kam. „Ein Tag nach dem anderen.“
Die Ironie der Situation war mir nicht entgangen. ATMEN. Damit hatte das Ganze auf diesem schicksalshaften Flug angefangen.
Eine verzweifelte Frau, in Gedanken versunken | Quelle: Midjourney
„Lady! Kann ihr jemand helfen!“ Ein lauter Schrei hallte durch den Gang.
Die Erinnerung an diesen Flug vor zwei Jahren war noch kristallklar. Ich checkte gerade für die Business Class ein, als ich Panik in einer Männerstimme hörte. Drei Reihen vor mir griff sich eine ältere Frau an die Kehle, ihr Gesicht lief beängstigend rot an.
„Sie erstickt!“, schrie ein anderer Passagier und erhob sich von ihrem Sitz.
Mein Training setzte sofort ein. Ich rannte zu ihr und stellte mich hinter ihren Sitz. Die andere Flugbegleiterin, Jenny, rief bereits per Funk das medizinische Bordpersonal.
„Ma’am, ich bin hier, um Ihnen zu helfen. Können Sie überhaupt atmen?“, fragte ich.
Ältere Frau mit Beschwerden im Flugzeug | Quelle: Midjourney
Sie schüttelte heftig den Kopf, ihre Augen weiteten sich vor Angst. Ihre perfekt manikürten Nägel gruben sich in die Armlehne, und ihre Knöchel wurden vor Anspannung weiß.
„Ich helfe Ihnen, wieder zu atmen. Bitte bleiben Sie ruhig.“
Ich schlang meine Arme um sie, fand eine Stelle knapp über ihrem Bauchnabel und drückte mit aller Kraft nach oben. Nichts. Wieder nichts. Beim dritten Versuch hörte ich ein leises Seufzen.
Ein Stück Hühnchen flog über den Gang und landete auf der Zeitung des Mannes. Die Frau krümmte sich und holte tief und stoßweise Luft. Die ganze Kabine schien kollektiv nach Luft zu schnappen.
Flugbegleiterin im Flugzeug | Quelle: Unsplash
„Ganz ruhig“, beruhigte ich sie und streichelte ihren Rücken. „Atme langsam. Jenny, kannst du mir etwas Wasser bringen?“
Die Hände der Frau zitterten, als sie ihre Seidenbluse glattstrich. Als sie mich endlich ansah, waren ihre Augen wässrig, aber warm. Sie ergriff meine Hand und drückte sie fest.
„Danke, Liebling. Das werde ich nie vergessen. Ich bin Mrs. Peterson, und du hast mir gerade das Leben gerettet.“
Ältere Frau lächelt im Flugzeug | Quelle: Midjourney
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