Emilia kehrte mit gleichmäßigem, ruhigem Gang zur Theke zurück.

 

– Ich habe den Eindruck, dass sie glücklicher ist als Sie.

Aleksander verzog das Gesicht. Er wollte lachen, doch etwas blieb ihm im Hals stecken. So sollte es nicht sein. Er wollte Emilia am Boden zerstört und gebrochen sehen. Stattdessen war er derjenige, der sich klein und nutzlos fühlte.

Er hinterließ kein Trinkgeld, als er ging. Er sah Emilia nur an und sagte leise „Danke“. Dann ging er wortlos.

Emilia holte tief Luft. Sie spürte, wie etwas ihr nahe war. Nicht, weil er fort war – sondern weil es keine Rolle mehr spielte. Sie hatte eine Zukunft vor sich. Eine Zukunft, die sie sich mühsam aufgebaut hatte, aber nach ihren eigenen Vorstellungen.

**

In den folgenden Wochen erfreute sich „Emilias Café“ großer Beliebtheit. Die Lokalzeitung lud sie zu einem Interview ein. Emilia sagte widerwillig zu, aber sie wusste, dass ihre Geschichte jemanden inspirieren könnte.

Der Artikel war ein großer Erfolg. Die Leute kamen ins Café, schüttelten ihr die Hand und bedankten sich bei ihr.

Sie wurde zu einer Konferenz zum Thema Unternehmerinnen eingeladen. Sie sprach zum Publikum. Am Ende ihrer Rede erhielt sie stehende Ovationen. Eine Teilnehmerin kam mit Tränen in den Augen auf sie zu:

— Danke. Dank dir weiß ich, dass ich noch einmal ganz von vorne anfangen kann.

**

Zosia und Tomek waren stolz auf ihre Mutter. Zosia entwarf das neue Logo des Cafés, und Tomek half bei den Lieferungen. Abends saßen sie zusammen, sahen Filme und sprachen über die Zukunft und ihre Träume.

Zum ersten Mal seit Jahren konnte sich Emilia einen Urlaub leisten. Nicht exotisch, aber friedlich, in den Bergen. Der Morgenkaffee auf der Terrasse schmeckte wie nie zuvor. Sie sah die Kinder lachen und spürte eine Ruhe, die sie nie gekannt hatte.

**

Eines Tages kam eine junge Frau mit einem kleinen Kind ins Café. Sie sah verloren aus.

„Es tut mir leid, ich weiß, das ist unangebracht … Ich habe in der Zeitung von Ihnen gelesen. Ich bin in einer ähnlichen Situation. Ich weiß nicht, an wen ich mich wenden soll …“

Emilia lud sie zu einem Tisch ein. Sie hörte zu. Sie kochte ihr Kaffee. Sie rief ein paar Freunde an und half ihr, einen Aushilfsjob zu finden. Es war nicht viel, aber irgendwo muss man ja anfangen.

Die junge Frau brach in Tränen aus.

„Danke … Niemand hat jemals so viel für mich getan …“

Emilia lächelte und schüttelte ihre Hand:

— Alles beginnt mit dem ersten Schritt. Manchmal ist es nur eine warme Tasse Kaffee.

**

Die Jahre vergingen. Das Café expandierte. Emilia eröffnete einen zweiten Standort. Sie arbeitete zwar nicht mehr täglich an der Theke, besuchte aber beide Standorte, kannte die Kunden und interessierte sich für die Mitarbeiter. Sie war beliebt, respektiert und bewundert.

Als Emilia an einem Herbstnachmittag durch das Caféfenster auf die im Wind wirbelnden Blätter blickte, flüsterte sie vor sich hin:

— Das Leben war nicht gut zu mir. Aber es hat mir das Fliegen beigebracht.

Leave a Comment