Er starb 30 Minuten nach der Hochzeit. Der schockierende Grund…

Einst waren sie die sichersten Hände eines Chirurgen gewesen, doch in den letzten zwei Jahren hatte sich sein Leben völlig verändert. Nach dem Tod seiner Frau Elena irrte er wie sein eigener Schatten durch die Krankenhausflure. Man erwartete, dass er sich erholen würde, doch er versank immer tiefer in der Dunkelheit.

Und nun dieser Moment, der dem gesunden Menschenverstand trotzt. „Die Braut kommt“, flüsterte die junge Krankenschwester, die 27-jährige Swetlana, und zeigte auf die Tür. Alle Augen richten sich auf den Eingang.

Da steht Anastasia, 31 Jahre alt. Dieselbe Frau, der Mann oft auf der Hintertreppe des Krankenhauses sah. Für die meisten war sie ein namenloses Wesen, das man einfach „die Obdachlosen“ nannte.

Heute war sie jemandes Braut. Anastasias Aussehen war schockierend. Ihr weißes Kleid war abgetragen, eindeutig ein Geschenk von jemand anderem, und es hing von ihren Schultern.

Ihr Haar war hastig an einen Knoten gebunden, und sie hielt einen kleinen Blumenstrauß in den Händen, als sie ihn aus einem Krankenhausbett gepflückt hatte. Doch seltsamerweise strahlte ein Lächeln über ihr Gesicht. Ein echtes, reines Lächeln, das kaum zu glauben war, wenn man wusste, dass ein solches Lächeln von jemandem kommen konnte, der sein ganzes Leben lang ignoriert worden war.

Sie gehen langsam, aber sicher. Sie trug alte Turnschuhe, ihre Knöchel waren schon leicht blau. „Was ist das für einen Witz?“, murmelte der 45-jährige Anästhesist Andrej Petrowitsch.

Ein soziales Experiment oder vielleicht einfach eine Wette. Doch Dmitri Wladimirowitschs Blick blieb unverwandt. Im Gegenteil, es schien, als ob zum ersten Mal seit langer Zeit ein Funkeln in seinen Augen aufleuchtete.

Er sah sie an, und trotz seines Schocks umspielte ein Lächeln seine Lippen. „Dmitry, willst du das wirklich tun?“, flüsterte der Chefarzt, der in der Nähe stand. „Es ist noch nicht zu spät.“

„Wir werden alles verstehen.“ Dmitri Wladimirowitsch antwortete nicht. Er sah Anastasia nur an.

Als sie sich dem Altar näherte, wirkte ihr Gesicht noch blasser. Doch ihre Augen, dieselben, die die Kälte und Feuchtigkeit der Straßen überstanden hatten, waren seltsam warm. „Lasst uns beginnen“, sagte der Krankenhauspsychologe, der eilig herbeigerufen worden war, um die Rolle des Priesters zu übernehmen.

Die Zeremonie war bemerkenswert kurz. Dmitri und Anastasia tauschten einfache Gelübde aus. Er steckte ihr einen silbernen Ring an den schlanken Finger.

Sie reichte ihm eine kleine, gefaltete Papierblume. „Der Bräutigam darf die Braut küssen.“ Dmitry beugte sich langsam vor und berührte mit seinen Lippen Anastasias Stirn.

In diesem Moment schluchzte jemand leise. „Es ist wunderbar“, flüsterte Schwester Swetlana und wischte sich die Tränen ab. „Es ist Wahnsinn“, antwortete jemand anderes.

Nach der Zeremonie nahm Dmitri Anastasias Hand und sie verließen die Kapelle. Zur Überraschung aller sahen sie aus wie ganz normale Frischvermählte. Er zog seine Jacke aus und legte sie ihr über die Schultern. Sie lehnte sich leicht an seinen Arm.

Dmitry Grants alter Lada wartete auf dem Krankenhausparkplatz auf sie. Bevor sie einstieg, blieb Anastasia kurz stehen und blickte zum Himmel hinauf. „Alles in Ordnung?“, fragte Dmitry.

Sie nickte. „Von so einem Tag habe ich mein ganzes Leben lang geträumt.“ „Danke, vielen Dank.“

Sie stiegen ins Auto. „Wohin willst du?“, fragte Dmitri. „Ans Meer“, antwortete Anastasia.

„Ich habe noch nie das Meer gesehen“, lächelte Dmitri und startete den Motor. „Also fahren wir nach Repin.“

Als der Wagen vom Parkplatz fuhr, begann es noch stärker zu regnen. Der Himmel verdunkelte sich, als würde er etwas ankündigen. Genau dreißig Minuten später ertönte ein Schrei aus Dmitris Wagen, der vor einem kleinen Hotel am Ufer der Bucht parkte.

Als der Wachmann aus dem Fenster blickte, bot sich ihm ein Anblick, den er nie vergessen würde. Männer und Frauen saßen regungslos da, die Arme umeinander geschlungen. Ein Lächeln erstarrte auf den Lippen der Frau im Brautkleid.

Das Gesicht der Ärztin war vor Schock und Schmerz verzerrt. Nur dreißig Minuten nach ihrer Hochzeit verließen sie diese Welt als Mann und Frau. Bevor sie zur Braut wurde, war sie einfach die Frau auf der Hintertreppe.

Vor zwei Jahren, als der Winter Einzug hielt, erschien Anastasia zum ersten Mal im First City Clinical Hospital. Niemand fragte, woher sie kam oder was für ein Leben sie führte. Sie war nur ein weiterer Schatten, der in der Nähe der Müllcontainer lauerte.

Jeden Abend suchte Anastasia nach Essensresten und wusch sich in einer öffentlichen Toilette das Gesicht mit Leitungswasser. Aber sie bat nie um Hilfe. Im Gegenteil, sie lächelte und half manchmal dem Krankenhausgärtner bei der Pflege der Blumenbeete.

Im Winter rissen ihre Finger vor Kälte, aber sie beschwerte sich nie. „Die Frau ist wiedergekommen“, flüsterten die Krankenschwestern. „Warum haben sie nicht die Polizei gerufen?“ Doch Dr. Dmitri Wolkow sah sie mit anderen Augen an.

Nach dem Verlust seiner Frau Elena lebte er von Schlaftabletten und Alkohol. Seine Welt beschränkte sich auf die graue Zone zwischen Operationssaal und Zuhause. „Gib ihr Kaffee“, sagte Dmitri an einem kühlen Morgen zur Krankenschwester.

„Wer?“ „Er ist ein Obdachloser“, fragte sie überrascht. „Er ist ein Mensch“, antwortete Dmitri leise. „Gib es dem Menschen.“

Von diesem Tag an verjagte das Krankenhauspersonal Anastasia nicht mehr. Sie irrte zwar noch immer auf dem Gelände umher, doch nun musterten die Wachen sie nicht mehr von der Seite, sondern bemerkten sie. Im März dieses Jahres, an einem kalten, regnerischen Tag, fiel Anastasia auf dem Krankenhausparkplatz in Ohnmacht …

mehr dazu auf der nächsten Seite

Leave a Comment