Im Hauptquartier von Tech Nexus, einem der größten Technologieunternehmen des Landes, herrscht heiliges Chaos.
Dutzende Programmierer rannten zwischen den Schreibtischen hin und her, das Klappern der Tastaturen vermischte sich mit panischen Rufen. Auf jedem Bildschirm blitzten rote Codezeilen wie offene Wunden auf.
Mitten im Raum steht William Johnson, großgewachsen, mit markantem Kinn, das Jackett halb offen, Schweißperlen auf der Stirn.
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„Wir werden alles verlieren!“, schrie er. „Wenn wir diesen Angriff nicht in fünf Minuten stoppen, werden unsere Konten, unsere Patente … alles zerstört!“
In diesem Moment kam Ivy Cooper hierher, mit einem noch warmen Pizzakarton in der Hand.
– „Äh … eine Lieferung für Mr. Johnson?“
Niemand beachtete sie. Telefone klingelten, Alarme heulten, Panik machte sich breit. Ivy runzelte die Stirn, trat vor und erhob die Stimme:
„Mein Herr, Ihre Pizza wird kalt.“
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William drehte sich um, seine Augen rot vor Wut.
– „Siehst du denn nicht, was hier los ist? Meine Firma steht kurz vor dem Aus und du redest mit mir über Pizza?“
Ivy erweiterte seinen Blick, ohne mit dem Wimper zu zucken.
– „Dann sollten Sie mir vielleicht erklären, was hier vor sich geht.“
„Ein Hackerangriff!“, erwiderte er kurz angebunden. „Sie überwinden unsere Firewalls schneller, als wir sie reparieren können!“
In Ivys Augen blitzte es auf – nicht Angst, sondern Interesse.
Sie stellten die Schachtel auf einen nahegelegenen Schreibtisch.
„Ich kann helfen.“
Der Raum brach in Gelächter aus.
– „Hilfe? Du bist doch eine Pizzabotin!“, rief ein Programmierer.
– „Was willst du denn machen, die Hacker füttern?“, spottete ein anderer.
Ivy zuckerte nicht mit dem Wimper.
– „Lass mich es einfach versuchen.“
William zögerte. Sein Team scheiterte, und jede Sekunde kostete Millionen. Schließlich brach die Verzweiflung seines Stolzes.
– „Gut. Wenn Sie Erfolg haben, gebe ich Ihnen zweihunderttausend Dollar.“
– „Abgemacht“, sagte sie und zog einen Stuhl an einen Computer heran.
Das Lachen verstummte.
Ivys Finger flogen über die Tastatur.
Sie las die Codezeilen wie eine Muttersprachlerin, spürte Eindringlinge auf, schloss Sicherheitslücken und blockierte Ports.
Innerhalb weniger Minuten leuchtete ein Bildschirm grün auf. Dann der nächste.
— „Sie ist auf dem besten Weg…“, murmelte jemand.
Doch bevor Erleichterung eintreten konnte, überflutete eine neue rote Welle den Hauptserver.
– „Sie sind zurück, zehnmal stärker!“, rief William aus.
Die Lichter flackern, die Alarme heulten. Ivy presste die Zähne zusammen.
„Noch nicht.“
Ihre Hände flogen hektisch über die Tastatur, wechselten zwischen den Terminals hin und her und errichteten so instinktiv eine digitale Schutzmauer.
Alle beobachteten sie, hingen an ihren Lippen, während sie gegen unsichtbare Feinde kämpfte.
Dann, plötzlich, wurden alle Bildschirme grün.
Totale Stille.
Ivy lehnte sich im Stuhl zurück.
– „So. Du bist gerettet.“
William stieß einen langen Seufzer aus.
– „Du … du hast es wirklich getan.“
Ivy lächelte leicht.
– „Also … sollen wir über den Tipp sprechen?“
Er starrte sie an – dieses Mädchen, das gerade mit ein paar Zeilen Code Milliarden gerettet hatte – und zum ersten Mal in seinem Leben war William Johnson sprachlos.
Drei Wochen später
Ivy Cooper stand vor einem kleinen Laden in Portland, einen Schlüsselbund in der Hand.
Über der Tür prangte stolz das Schild: Sweet Ivy.
Mit einem Teil der 200.000 Dollar hatte sie den Laden in ein gemütliches Café verwandelt: sanftes Licht, cremefarbene Wände, Holztische und der Duft von Zimt.
Zum ersten Mal hatte Ivy etwas geschaffen, das wirklich ihr gehörte.
Der Eröffnungstag war magisch. Nachbarn kamen aus Neugierde und blieben wegen ihrer Brownies und ihres Karottenkuchens.
Kinder lachten, Paare tranken Kaffee am Fenster, und Ivy lächelte alle an, als hätte sie ihr ganzes Leben auf diesen Moment gewartet.
Sein Frieden war vollkommen… bis eines Nachmittags die Glocke über der Tür läutete.
Dort stand William Johnson in einem tadellosen grauen Anzug.
— „Herr Johnson? Sie haben schon wieder eine Milliarde verloren und brauchen mich?“, scherzte sie.
Er lächelte sanft.
– „Nein. Ich wollte einfach nur die Frau wiedersehen, die mein Unternehmen gerettet hat. Und ganz offensichtlich hat sie etwas Außergewöhnliches geschaffen.“
Ivy wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab.
– „Ja, sagen wir einfach, Zucker ist weniger gefährlich als Brandschneisen.“
William bestellte ein Stück Schokoladenkuchen und setzte sich in eine Ecke, um es unauffällig zu betrachten.
Bevor er ging, legte er einen Fünfzig-Dollar-Schein auf den Tresen.
„Das ist viel zu viel, Sir!“, protestierte sie. „Es kostet fünf Dollar.“
„Betrachten Sie es als Anzahlung auf das Trinkgeld, das ich Ihnen noch schulde“, erwiderte er lächelnd.
Am nächsten Tag kam er wieder.
Und auch am Tag darauf.
Immer zur selben Zeit. Immer mit demselben Kaffee und demselben sanften Blick in den Augen.
Nach und nach stellte sich eine Routine ein – sanft, vertraut, fast schon beruhigend.
Bis zu dem Tag, an dem er ohne sein übliches Lächeln hereinkam.
– „Ivy, ich brauche deine Hilfe.“
– „Es geht doch nicht um den Nachtisch, oder?“
– „Nein. Die Hacker sind zurück. Noch kleinere Angriffe, aber sie testen unsere Abwehr. Mein Team ist völlig überfordert.“
Ivy erstarrte.
– „Nein. Für mich ist Schluss. Ich backe Kuchen, ich kämpfe nicht mehr.“
– „Ich verstehe“, erwiderte William sanft. „Aber nur du kannst sie aufhalten.“
– „Nein, William.“
Er nickte traurig.
– „Es tut mir leid, dass ich gefragt habe.“
Und er ging.
An jenem Abend, als sie gerade das Café schloss, ging plötzlich das Licht aus.
Ein Schauer lief ihr über den Rücken.
Draußen stand ein Mann in einem dunklen Anzug regungslos und starrte sie durchs Fenster an.
Als er merkte, dass sie ihn gesehen hatte, ging er schnell weg.
Dann erschien eine Nachricht auf seinem Handy:
„Du hättest dich niemals darauf einlassen sollen. Halt dich fern – sonst wird es nächstes Mal noch schlimmer.“
Ivy spürte ihr Herz rasen.
Sie griff nach Williams Visitenkarte und wählte seine Nummer.
— „Ivy?“
— „Wir müssen reden. Jetzt.“
Zwei Minuten später kam William besorgt an.
Sie zeigte ihm die Nachricht.
Er ballte die Fäuste.
– „Sie wissen, dass du mir geholfen hast. Du bist jetzt ein Ziel.“
– „Perfekt. Hacker, Drohungen … das schöne Leben, was?“, sagte sie sarkastisch.
Doch hinter seinem Humor wuchs die Angst.
William legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Dann werden wir kämpfen. Zusammen.“
In jener Nacht stellten sie zwei Computer im Hinterzimmer des Cafés auf.
Ivy analysierte die Netzwerke, während William ihre verschlüsselten Berichte verschickte.
Die Angriffe wurden immer präziser.
„Sie beobachten uns beide“, flüsterte Ivy.
In den folgenden Tagen kam William ständig.
Sie arbeiten bis spät in die Nacht, trinken gemeinsam Kaffee und lachten trotz der Spannungen.
Zwischen ihnen entwickelte sich etwas Stärkeres.
Bis zu jenem Abend, als er blass hierher kam:
„Schon wieder ein Angriff live.“
Das Café verwandelte sich in eine improvisierte Kommandozentrale.
Innerhalb von zehn Minuten stoppte Ivy den Angriff.
Doch dann erschien eine neue Nachricht:
„Du hättest nie wiederkommen sollen. Nächstes Mal gibt es mehr als nur deinen Kaffee.“
Drei Tage später wurde Sweet Ivy verwüstet.
Rote Graffiti an den Wänden:
„Ghost Key – Du wirst ausgelöscht.“
Die Computer waren verschwunden, der Laden verwüstet.
William fand sie kniend zwischen den Trümmern.
„Ich wollte ein normales Leben“, murmelte sie. „Kaffee, Kuchen, friedliche Morgenstunden … was für eine Illusion.“
Er kniete sich neben sie.
„Sie haben nichts Wesentliches zerstört. Du bist immer noch derjenige, der die Welt mit einer Tastatur gerettet hat. Also lass uns das hinter uns bringen.“