Ihr Vater verheiratete sie mit einem Bettler, weil sie blind geboren war – so war es.

Aminah brach in ein grausames Lachen aus.
„Du weißt ja gar nicht, wie er aussieht. Er ist Abschaum. Genau wie du.“

Dann flüsterte sie ihm etwas zu, das Zainab zutiefst erschütterte.

„Er ist kein Bettler. Zainab, du wurdest belogen.“

Zainab taumelte orientierungslos nach Hause. Sie wartete bis zum Einbruch der Dunkelheit, und als Yusha zurückkam, stellte sie die Frage erneut – diesmal in einem bestimmten Ton.

„Sag mir die Wahrheit. Wer bist du wirklich?“

Er kniete vor ihr nieder, nahm ihre Hände und sagte:

“Das hättest du nicht so früh herausfinden sollen. Aber ich kann dich nicht länger anlügen.”

Ihr Herz raste.

Er holte tief Luft.

„Ich bin kein Bettler. Ich bin der Sohn des Emirs.“

Zainabs Welt geriet ins Wanken, als sie diese Worte verstand. „Der Sohn des Emirs.“ In ihrem Kopf spielten sich alle gemeinsamen Momente ab – seine Güte, seine Stärke, seine lebhaften Geschichten, viel zu reichhaltig für einen einfachen Bettler – und plötzlich ergab alles einen Sinn. Er war nie ein Bettler gewesen. Ihr Vater hatte sie nicht mit einem Armen verheiratet, sondern mit einem Prinzen in Lumpen.

Sie zog die Hände zurück, ihre Stimme zitterte.
„Warum? Warum hast du mich glauben lassen, du seist eine Bettlerin?“

„Weil ich mir jemanden wünschte, der mich so sieht, wie ich bin – nicht meinen Reichtum oder meinen Titel. Einfach mich. Jemanden, der rein ist. Eine Liebe, die man nicht kaufen kann. Du warst alles, worum ich gebetet habe, Zainab.“

Ihr Herz war hin- und hergerissen zwischen Wut und Liebe. Warum hatte er es ihr nicht gesagt? Warum hatte er sie wie Dreck zurückgewiesen?

„Ich wollte dich nicht verletzen. Ich kam inkognito, weil ich die Frauen satt hatte, die den Thron liebten und nicht den Mann. Dann hörte ich von einer jungen, blinden Frau, die von ihrem Vater verstoßen worden war. Ich beobachtete dich wochenlang aus der Ferne, bevor ich verkleidet zu ihm ging. Ich wusste, er würde dich akzeptieren, denn er wollte dich loswerden.“

Tränen rannen Zainab über die Wangen. Der Schmerz über die Zurückweisung durch ihren Vater vermischte sich mit dem Schock über die Enthüllung.

„Kommt jetzt mit mir – in meine Welt, in den Palast.“

Ihr Herz machte einen Sprung.
„Aber ich bin blind. Wie könnte ich eine Prinzessin sein?“

Er lächelte.
„Das bist du bereits, meine Prinzessin.“

Am nächsten Morgen hielt eine königliche Kutsche vor ihrer Hütte. Wachen in Schwarz und Gold verbeugten sich vor Yusha und Zainab. Sie umklammerte seinen Arm fest, als die Kutsche zum Palast rollte.

Bei ihrer Ankunft ging ein Raunen durch die Menge. Der vermisste Prinz war zurückgekehrt – mit einer blinden jungen Frau an seiner Seite. Die Königin blickte Zainab lange und eindringlich an. Zainab verbeugte sich demütig. Yusha stand aufrecht neben ihr und erklärte:

„Das ist meine Frau – die Frau, die ich mir ausgesucht habe. Diejenige, die meine Seele sah, als es sonst niemand konnte.“

Die Königin schwieg einen Moment, trat dann vor und umarmte Zainab.
„Das ist auch meine Tochter“, sagte sie.

Zainab wäre vor Erleichterung fast zusammengebrochen. Yusha flüsterte ihr zu:
„Ich hab’s dir doch gesagt, du bist in Sicherheit.“

In jener Nacht stand Zainab am Palastfenster und lauschte den Geräuschen des Königshofs. Ihr Leben hatte sich an einem einzigen Tag verändert. Sie war nicht länger „dieses verborgene Wesen“. Sie war eine Ehefrau, eine Prinzessin, eine Frau, die nicht wegen ihrer Schönheit, sondern wegen ihrer Seele geliebt wurde.

Doch sie wusste, dass Schatten blieben – der Hass ihres Vaters, das Getuschel am Hof. Aber zum ersten Mal empfand sie sich stark.

„Ich werde nicht gekrönt werden, bis meine Frau akzeptiert und geehrt wird. Wenn sie nicht akzeptiert wird, werde ich mit ihr gehen.“

Es wurde still im Raum.

Die Königin erhob sich und verkündete:
„Von diesem Tag an ist Zainab nicht nur eure Ehefrau – sie ist Prinzessin Zainab des Königshauses. Sie zu missachten bedeutet, die Krone zu entehren.“

Respekt ersetzte Spott. Zainabs Herz raste – nicht vor Angst, sondern vor Stärke.

Sie begann, sich am Hof ​​​​Gehör zu verschaffen, indem sie zuhörte, Ratschläge gab und die Menschen vereint. Nach und nach respektierten die Adligen sie nicht wegen ihres Titels, sondern wegen ihrer Weisheit.

Zainab war nicht länger das blinde Mädchen, das sie einst versteckt hatte. Sie war zur Herrin ihres eigenen Schicksals geworden. Und an ihrer Seite blieb Yusha ihre unerschütterliche Stütze.

Gemeinsam bauten sie ein Königreich auf, das nicht von Äußerlichkeiten, sondern von Liebe, Akzeptanz und wahrer Stärke regiert wurde.

Denn am Ende verstehe Zainab, dass es bei der Liebe nicht um das geht, was die Augen sehen können, sondern darum, was das Herz zu bewahren weiß.

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