Sie begann, alles aufzuschreiben, Seite für Seite in ein kleines Notizbuch. Zuerst wagte sie nicht, Daniel davon zu erzählen. Doch irgendwann platzte es aus ihr heraus. Er lachte nervös, winkte ab. „Das sind deine Hormone. Du musst dich entspannen.“
Aber Laura bemerkte, wie er sich veränderte. Sein Handy nahm er jetzt sogar mit ins Bad. Seine Abende wurden länger, seine Ausreden wirrer. Und jedes Mal, wenn sie seine Hand auf ihren Bauch legte, wurde die Stimme in ihrem Inneren lauter – unruhiger.
Beim nächsten Termin bestand Dr. Schneider darauf, dass Daniel im Wartezimmer blieb. Laura verstand nicht, aber sie gehorchte.
Der Arzt drehte den Bildschirm zu ihr. „Sehen Sie … das Herz schlägt normal. Das Kind entwickelt sich gut.“ Dann spielte er eine gespeicherte Tonspur ab. Ein Rauschen. Ein Schlag. Und dann – diesmal unverkennbar:
„Mama … er lügt.“
Laura spürte, wie ihre Beine unter ihr nachgaben. „Was … was soll das heißen?“
Der Arzt sah sie ernst an. „Ich weiß es nicht. Aber ich glaube nicht, dass Sie heute Nacht nach Hause gehen sollten.“
Am selben Abend stand Laura vor ihrer Haustür, den Schlüssel in der Hand. Sie zögerte. Das Haus war dunkel, doch sie spürte Daniels Anwesenheit wie einen Schatten hinter der Tür.
Da kam es wieder, so laut wie nie zuvor: „Mama … nicht rein …“
Ihr Herz hämmerte. Mit zitternden Fingern zog sie den Schlüssel wieder aus dem Schloss. Stattdessen stieg sie ins Auto und fuhr los – zu ihrer Schwester Anna, quer durch die Stadt.
Dort brach sie in Tränen zusammen. „Es klingt verrückt, ich weiß … aber mein Baby redet mit mir. Es warnt mich.“
Anna sah sie lange an und nickte schließlich langsam. „Vielleicht klingt es verrückt. Aber vielleicht ist es auch das Einzige, worauf du gerade hören solltest.“
In dieser Nacht schlief Laura endlich – sicher, beschützt im Gästezimmer ihrer Schwester. Doch noch bevor sie die Augen schloss, legte sie ihre Hand auf den Bauch.
Die Stimme war leise, beruhigend: „Gut gemacht, Mama …“