„Lasst ihn draußen bleiben – er wird schnell lernen, die Älteren zu respektieren!“ Auf Drängen seiner betrunkenen Stiefmutter warf sein Vater seinen fünfjährigen Sohn eines Winters barfuß und ohne Mantel aus dem Haus. Frierend im Schnee hörte der Junge plötzlich eine Stimme – und was er sah, veränderte seine gesamte Zukunft …

Es ist meine Pflicht ihr und denen gegenüber, die Hilfe brauchen. Nach Leszeks Beerdigung nahm sie sich eine kurze Auszeit. Zum ersten Mal seit Jahren.

Katja bestand darauf; er musste mit dem Verlust klarkommen und zur Vernunft kommen. Sie verließen die Stadt, mieteten ein Haus am See und verbrachten zwei Wochen in Ruhe und Frieden. Dort, am See, an einem kalten Februarabend – es war wieder Februar, ein weiterer Jahrestag jener Nacht – kam Leszka an Land.

Der Schnee fiel in dicken Flocken, alles war weiß und still. Und er hörte wieder ihre Stimme. Sie war dieselbe wie vor fünfundzwanzig Jahren: warm, einhüllend, von überall und nirgends zugleich.

Leszka erstarrte, sein Herz klopfte. Er drehte sich um und sah sie. Blizzard stand am Rand des zugefrorenen Sees, ebenso unheimlich, und strahlte ein sanftes, silbriges Licht aus.

Der Schnee durchnässte ihren Körper weiter. Sie lächelte dasselbe freundliche, traurige Lächeln. „Hallo, kleiner Krieger!“, hallte ihre Stimme in seinem Kopf wider.

„Auch wenn du nicht mehr klein bist. Du! Bist du real?“, flüsterte Leszka und traute ihren Augen nicht. „Träume ich?“ „So real, wie du an mich glauben willst.“

„Ich war immer bei dir, Alexei. Mit jedem Kind, das du gerettet hast, mit jeder guten Tat, mit jedem Moment, in dem du das Licht der Dunkelheit vorgezogen hast.“ Leszka machte einen Schritt auf sie zu, dann noch einen. Die Distanz zwischen ihnen verringerte sich, doch der Schneesturm blieb unheimlich.

„Warum bist du jetzt gekommen?“, fragte er. „Weil sich der Kreis geschlossen hat. Vor 25 Jahren habe ich dir versprochen, dass du ein Licht für andere sein würdest.“

Du hast sie erfüllt und noch mehr. Du hast Hunderte von Kindern gerettet. Du hast ihnen gegeben, was du selbst einst erhalten hast: Hoffnung, ein Zuhause, Liebe.

Ich bin gekommen, um Ihnen zu danken. Mir danken? – Leszka schüttelte den Kopf. – Ich bin es, der Ihnen danken sollte.

Du hast mir in dieser Nacht das Leben gerettet. Du hast mir die Kraft gegeben, Baba Vera zu erreichen. Ich habe dir lediglich den Weg gezeigt.

Du musstest alleine gehen. Und du hast es mit Würde getan. Vera Petrowna hatte recht; dein Leben war nicht umsonst.

„Du hast die Welt zum Besseren verändert.“ Leszka spürte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen. Nicht aus Bedauern, sondern aus einer klaren, durchdringenden Emotion.

Alles ergab einen Sinn. All der Schmerz, all das Leid, die ganze Reise waren nicht umsonst gewesen. „Was jetzt?“, fragte er.

„Was soll ich jetzt tun?“ Blizzard trat näher. Und Leshka spürte die Wärme, die von ihr ausging, dieselbe Wärme, die ihn einst vor dem Tod gerettet hatte. Weiter.

Lebe. Liebe. Hilf.

Du hast noch viele Jahre vor dir, viele Kinder, die deine Hilfe brauchen. Bald wirst du selbst ein Kind haben. Katja weiß es noch nicht, aber sie trägt deinen Sohn bereits in ihrem Bauch. Er wird zu einem würdigen Mann heranwachsen, denn du wirst sein bester Lehrer sein.

Leszka schnappte nach Luft. „Einen Sohn? Werden sie einen Sohn bekommen? Ja. Und er wird dein Werk fortführen …“

So wie der kleine Vanya einst, wird er weitermachen. So wie alle, denen Sie geholfen haben, weitermachen werden. Ihr Vermächtnis besteht nicht aus Geld oder Ruhm, sondern aus veränderten Schicksalen, geretteten Leben und einer Kette der Güte, die weitergegeben wird.

Der Schneesturm begann zu schmelzen und löste sich in fallenden Schnee auf. „Warte!“, rief Leszka. „Geh nicht!“

Ich möchte dich so viel fragen. Alles, was du wissen musst, weißt du bereits. Ihre Stimme wurde leiser.

Denken Sie daran: Das Wichtigste ist, dass jeder Mensch das Potenzial hat, anderen ein Licht zu sein. Sie müssen nur die Entscheidung treffen. Sie haben sie vor 25 Jahren getroffen, als Sie sich weigerten, der Kälte zu erliegen.

Und du machst es jeden Tag. Das ist deine Magie, Alexei. Wahre Kunst.

Sie verschwand. Leszka blieb allein am verschneiten Ufer zurück. Doch er fühlte sich nicht einsam.

In ihm brannte dasselbe Feuer, das ihn vor 25 Jahren davon abgehalten hatte, aufzugeben. Das Feuer des Lebens, das Feuer der Liebe, das Feuer des Wunsches zu helfen. Er kehrte nach Hause zurück.

Katja saß mit einem Buch am Kamin. Sie sah ihn und lächelte. Er erstarrte. „Komm her, ich wärme dich.“

Leszka umarmte sie, hielt sie fest und atmete den vertrauten Duft ihres Haares ein. „Katjuscha, lass uns einen Test machen, etwas Unerwartetes“, sagte er. „Was für einen Test?“ Sie verstand nicht.

„Wegen der Schwangerschaft.“ Katia löste sich von ihm und sah ihn überrascht an. „Ich habe nichts.“

„Es ist nur eine Ahnung“, lächelte Leszka. „Lass uns nachsehen.“ Eine halbe Stunde später starrten sie auf die beiden Striche auf dem Test, umarmten sich und weinten vor Freude.

Snowstorm log nicht. Sie würden einen Sohn bekommen. „Wir werden ihn nach Baba Vera benennen“, sagte Leszka.

„Vadim. Das war der Name ihres verstorbenen Mannes. Sie hat ihn ihr ganzes Leben lang geliebt.“

„Vadim“, wiederholte Katja. „Das ist ein wunderschöner Name. Lass es Vadim sein.“

Neun Monate vergingen. Ein gesunder, kräftiger Junge mit großen, grauen Augen kam zur Welt. Leszka hielt ihn in ihren Armen und erkannte, dass sich der Kreis wirklich geschlossen hatte.

Nach seiner Rettung erhielt er eine Chance auf Leben. Er rettete Hunderte andere. Und nun hat er einem neuen Menschen das Leben geschenkt, der diese Kette der Güte fortsetzen wird.

Die Stiftung „Warm House“ setzte ihre Aktivitäten, ihre Entwicklung und ihre Unterstützung fort. Leshka leitete sie viele Jahre lang, übergab die Leitung dann an vertrauenswürdige Personen und blieb ihr Ehrenpräsident. Der kleine Vadim wuchs mit den Werten seines Vaters auf.

Wania, derselbe Junge, den Leszka vor Jahren gerettet hatte, wurde später Sozialarbeiterin und arbeitete für dieselbe Stiftung. Die Geschichte wiederholte sich. Jedes gerettete Kind wurde zu einer Quelle des Lichts für andere.

Es war ein wahres Wunder, kein magisches, sondern ein menschliches. Ein Wunder der Güte, das von Hand zu Hand, von Herz zu Herz weitergegeben wurde. Und irgendwo inmitten der Winterstürme, in frostigen Nächten, setzte der Schneesturm seine Reise fort, fand die erfrorenen Kinder, zeigte ihnen den Weg zur Erlösung und gab ihnen die Kraft, nicht aufzugeben.

Und diejenigen, die überlebten, wurden zu einem Licht für andere. So war es. So ist es.

Das wird immer so sein.

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