Aber Preston überraschte mich. Er flüsterte leise: „Es tut mir leid. Ich wusste nicht, wie weit es ging.“
Das Jugendamt gab mich in eine Pflegefamilie. Doch dieses Mal war es kein Albtraum. Sie waren freundlich, geduldig und gaben mir drei Mahlzeiten am Tag, ohne dass ich dafür irgendwelche Bedingungen stellen musste. Es dauerte Wochen, bis ich aufhörte, Essen unter meinem Kopfkissen zu horten.
In der Schule unterstützten mich meine Lehrer. Die Teilnahme am Kunstclub war kostenlos. Zum ersten Mal wurde ich nicht mehr nur als Problemkind gesehen.
Der Prozess zog sich über Monate hin. Mama versuchte zu argumentieren, es sei „christliche Disziplin“. Papa beharrte darauf, es „lehre Respekt“. Die Jury glaubte diesem Argument jedoch nicht. Sie wurden wegen Fahrlässigkeit zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.
Das Haus wurde verkauft. Mein Image war zerstört. Und ich war endlich frei.
Jahre später höre ich manchmal noch die Worte meiner Mutter: „Für Lügner gibt es kein Abendessen.“ Sie hallen wider, wenn ich mir um Mitternacht ein Sandwich mache oder wenn ich ein schlechtes Gewissen habe, weil ich nach Gerechtigkeit frage.
Aber ich erinnere mich auch an die Worte von Dr. Cruz: „Kimberly, das ist keine Disziplinarmaßnahme. Das ist Missbrauch.“
Diese Worte gaben mir Kraft. Sie gaben mir die Wahrheit.
Heute studiere ich Sozialarbeit. Ich möchte Kindern helfen, die in einem Zuhause gefangen sind, das nach außen hin perfekt aussieht, in dem aber Hunger und Grausamkeit herrschen. Kinder wie mir.
Denn das Schwierigste war nicht, mich selbst auszuhungern. Das Schwierigste war, zu glauben, dass ich es verdient habe.
Und kein Kind sollte sich jemals wieder so fühlen.