Sie saß mit erhobener Gabel da.

Doch die größte Veränderung zeigte sich nicht in ihrem Gewicht, sondern in ihren Augen. Sie lächelte. Ihr Gang war aufrechter. Bei der Arbeit begannen ihre Kollegen, sie anders zu sehen: nicht mehr als müde Frau, sondern als jemand, der wieder zum Leben erwacht.

Eines Tages sah sie ihn während einer Firmenbesprechung. Er stand allein da, mit einem Getränk in der Hand, und sah es gelungen aus. Als er sie sah, murmelte er nur:

„Ich erkenne dich nicht.“

Sie sah ihn ruhig an.

„Das ist nicht nötig. Ich habe mich einfach selbst erkannt.“

Er versuchte immer wieder, sich an ihr zu rächen. Er schrieb ihre SMS und rief sie an: „Es tut mir leid, ich war dumm“, „Lass uns noch mal von vorne beginnen“, „Die Kinder brauchen uns beide.“ Aber sie antwortete nicht.

Als er am Abend mit Blumen vor ihrer Tür stand, hielt ihn sein Sohn auf.

„Papa, du bist zu spät. Wir möchten, dass Mama glücklich ist.“

Dann ging er mit gesenktem Kopf weg.

Die Jahre vergingen. Sie hatte neue Freunde, einen guten Job und vor allem Seelenfrieden. Sie begann jeden Morgen mit einem Kaffee auf dem Balkon und blickte in den Himmel, ohne Angst, ohne Demütigung.

Er blieb allein zurück. Kaum jemand näherte sich den Tischen, an denen er einst laut gelacht hatte. Die Leute, die er „Freunde“ nannte, mieten ihn. Und jedes Mal, wenn er sie auf der Straße sah – schlank, schön, selbstbewusst –, fühlte er dasselbe: dass er wegen seiner eigenen Worte alles verloren hatte.

Aber das war ihr egal. Die Freiheit schmeckte am süßesten.

mehr dazu auf der nächsten Seite

Leave a Comment