„Verschwinde von hier und geh zurück in dein Elendsviertel!“, schrie die Frau den Schwarzen an, der bald herausfand, dass ihm die gesamte Fluggesellschaft gehörte …
Familienspiele
Die Frau antwortete: „Wissen Sie das nicht? Das ist Michael Johnson, der Eigentümer von NorthStar Airlines. Er hat das Unternehmen praktisch von Grund auf aufgebaut.“
Karens Gesicht wurde blass. Ihr Herz sank, als ihre eigenen Worte in ihrem Kopf widerhallten: „Geh zurück in deine Slums.“
Zum ersten Mal an diesem Morgen überkam sie eine Welle der Verlegenheit. Frustration wich Scham. Sie sank in einen Stuhl und hoffte insgeheim, dass sich niemand sonst an sie erinnerte. Doch schon war Gemurmel zu hören – gedämpfte Gespräche zwischen Zeugen des früheren Gesprächs. Ein paar Augen musterten sie mit stillem Urteil.
Als das Boarding angekündigt wurde, wurde Michael als Erster aufgerufen. Er nickte dem Flugpersonal ruhig zu und ging durch den Fluggaststeig, ohne auch nur einen Blick in Karens Richtung zu werfen – obwohl er sie deutlich sah. Sie saß jetzt steif und schweigend da, den Blick auf den Boden gerichtet.
An Bord nahm Michael in der Ersten Klasse Platz. Er schaltete seinen Laptop ein und vertiefte sich sofort in die bevorstehenden internationalen Expansionspläne von NorthStar. Der Vorfall beim Check-in war ihm nichts Neues. Auf seinem Weg zum Erfolg hatte er schon weitaus Schlimmeres erlebt. Doch das Leben hatte ihn schon vor langer Zeit gelehrt: Würde spricht immer lauter als Empörung.
Zurück in der Economy Class quetschte sich Karen auf einen Platz im hinteren Teil des Flugzeugs. Ihr vergessenes Handy lag in ihrer Hand. Die Schwere dessen, was sie gesagt hatte – und zu wem – erdrückte sie. Sie wollte sich unbedingt entschuldigen, doch die Scham schnürte ihr die Zunge zu.
Als der Flug stabiler wurde, ging die Crew in der Kabine umher. Michael wurde in der Ersten Klasse professionell und höflich behandelt. Karen blieb derweil still und in Gedanken versunken.
Ihre Gedanken schweiften zu ihren eigenen Problemen. Jahre des Scheiterns im Immobiliengeschäft. Jahre der Frustration. Oft gab sie anderen die Schuld für ihren stagnierenden Fortschritt. Doch jetzt dachte sie an den Mann, den sie beleidigt hatte – Michael Johnson. Sie erinnerte sich vage daran, einmal einen Artikel über ihn gelesen zu haben: ein Junge aus Chicagos South Side, der es dank Disziplin, Bildung und Entschlossenheit zum Leiter einer der am schnellsten wachsenden Fluggesellschaften Amerikas gebracht hatte.
Ihr Kommentar war nicht nur beleidigend, sondern auch ignorant.