Nach dem Tod seines Vaters traf ein Mann eine Entscheidung, die ihn später verfolgen sollte: Er brachte seine alternde Mutter in ein Altersheim.
Anfangs besuchte er sie regelmäßig. Ein paar Stunden hier, ein Urlaubsbesuch dort. Aber das Leben ging weiter – Arbeit, Verpflichtungen, eine wachsende Familie – und diese Besuche wurden seltener, hektischer und voller Schuldgefühle, die er sorgfältig hinter höflichen Lächeln und kurzen Umarmungen verbarg.
Seine Mutter, sanft und ruhig, beschwerte sich kein einziges Mal.
Dann klingelte eines Tages das Telefon.
„Deine Mutter ist sehr kritisch … Bitte komm schnell“
Der Anruf kam aus dem Altersheim.
Die Stimme am anderen Ende klang drängend. „Der Zustand Ihrer Mutter hat sich verschlechtert. Wir wissen nicht, wie viel Zeit uns noch bleibt. Bitte besuchen Sie sie.“
Der Sohn verließ sofort die Arbeit. Sein Herz klopfte wie wild, und er konnte die Schuldgefühle nicht zurückhalten. Er hatte sie seit Wochen nicht gesehen. Vielleicht sogar länger.
Als er ankam, fand er sie im Bett – gebrechlich, stumm und in eine für die Jahreszeit zu dünne Decke gehüllt. Ihr Atem ging flach. Ihr Gesicht, obwohl alt und müde, hatte noch immer dieselbe Sanftheit, die einst seine aufgeschürften Knie geküsst und seine Kindheitsängste beruhigt hatte.
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