Die Neonröhren im Untersuchungsraum surrten leise, als Laura sich auf die Liege setzte. Ihre Hand ruhte beschützend auf ihrem Bauch, der sich in der 32. Schwangerschaftswoche schwer und voller Leben anfühlte. Normalerweise freute sie sich auf diese Termine – den beruhigenden Klang des Herzschlags, die verschwommenen Bilder ihres Babys. Doch in dieser Nacht zuvor hatte sie etwas gehört, das ihr den Schlaf geraubt hatte.
Ein Flüstern. Direkt aus ihrem Bauch.
„Mama … pass auf.“
Laura hatte stocksteif im Bett gesessen, das Herz raste. Ihr Mann Daniel schlief tief neben ihr, ahnungslos. Sie hatte versucht, es sich als Traum einzureden. Aber der Klang war zu real gewesen, zu nah.
„Doktor, das klingt verrückt, aber … ich habe meine Tochter gehört. Sie hat mit mir gesprochen.“
Dr. Schneider, ein Mann mit grauen Schläfen und ruhiger Stimme, hob nur die Augenbrauen. „Viele Schwangere berichten von lebhaften Träumen. Hormone, Stress …“ Doch als er die Sonde über Lauras Bauch bewegte, veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Seine Hand erstarrte.
Ein Knistern durchzog die Lautsprecher. Das übliche dumpfe Rauschen. Dann – ganz schwach – eine Silbe, wie ein Hauch durch Wasser: „Mama …“
Laura klammerte sich an die Liege. „Das war es! Genau das habe ich gehört!“
Dr. Schneider schluckte. „Das … darf eigentlich nicht möglich sein.“
Von da an wiederholte es sich. Jede Nacht, fast zur gleichen Stunde, erwachte Laura. Worte formten sich im Innern ihres Bauches, deutlich wie ein Flüstern an ihrem Ohr:
„Vertrau ihm nicht …“
„Geh nicht allein …“
„Mama, ich beschütze dich.“