Meine Tochter vergaß aufzulegen, und so hörte ich ihre Schwiegermutter sagen: „Hoffentlich kommt sie nicht zur Hochzeit – für so viele Leute gibt es keine Sitzplätze. Ihre Mutter kann drei verköstigen.“ Ich beendete das Gespräch leise und telefonierte selbst noch drei Mal. Die Hochzeit fand nie statt.
Der Moment ging Maria Jensen noch immer durch den Kopf, als wäre er erst vor wenigen Minuten passiert. Es war ein ruhiger Dienstagnachmittag in ihrem bescheidenen Haus in Phoenix, Arizona, und sie faltete gerade Wäsche zusammen, als ihr Telefon vibrierte. Der Anruf kam von ihrer Tochter Eliza, die sich kürzlich mit einem jungen Mann namens Daniel Carter verlobt hatte. Maria nahm lächelnd ab – nur um festzustellen, dass Eliza sie gar nicht anrufen wollte. Offenbar war der Anruf unabsichtlich gewesen, offen gelassen nach einem vorherigen Gespräch. Statt Elizas vertrauter, fröhlicher Stimme hörte Maria die angespannte, tiefe Stimme einer anderen Frau, die scharf sprach.
„Ich hoffe, sie kommt nicht zur Hochzeit“, sagte die Frau mit verächtlichem Unterton in der Stimme.
Maria erstarrte und hörte aufmerksam zu. Die Frau – die Maria schnell als Daniels Mutter, Karen Carter, erkannte – fuhr fort: „Für so gebaute Leute gibt es keinen Platz zum Sitzen. Ich meine, diese Frau könnte buchstäblich für drei essen.“
Die Worte trafen Maria wie Glassplitter. Sie hatte fast ihr ganzes Leben lang mit ihrem Gewicht zu kämpfen, aber es so grausam verspottet zu hören – vor allem von der Mutter des Verlobten ihrer Tochter – fühlte sich wie ein tiefer, persönlicher Verrat an.
Ihre Brust zog sich zusammen. Ihre Hände zitterten, als sie das gefaltete Hemd vorsichtig zurück auf den Stapel legte. Einen Moment lang überlegte sie, etwas zu sagen und damit ihre unbeabsichtigte Anwesenheit im Gespräch zu offenbaren. Doch stattdessen tippte sie leise auf die Schaltfläche „Anruf beenden“. Ihr Herz hämmerte bis zum Hals, und ihr Atem wurde flach.