Mit 61 Jahren heiratete ich endlich meine erste Liebe. Doch in unserer Hochzeitsnacht brach es mir das Herz, als ich das Geheimnis unter meinem Kleid preisgab …
Dieses Jahr bin ich einundsechzig geworden.
Vor acht Jahren starb meine Frau, die mir über drei Jahrzehnte lang zur Seite gestanden hatte, nach langer Krankheit. Seitdem ist es unerträglich still um mich geworden.
Meine Kinder haben jetzt ihre eigenen Familien. Sie besuchen mich einmal im Monat, bringen Medikamente und Geld und eilen dann wieder in ihr geschäftiges Leben zurück. Ich habe ihnen nie einen Vorwurf gemacht – ich weiß, wie hart das Leben ist. Aber in regnerischen Nächten, wenn die Regentropfen auf das Blechdach prasselten, fühlte ich mich unerträglich klein, als hätte die ganze Welt mich vergessen.
Dann stieß ich eines Abends beim ziellosen Surfen auf Facebook auf einen vertrauten Namen.
Meine erste Liebe.
Wir waren siebzehn, als ich mich in sie verliebte – in ihr langes schwarzes Haar, ihr strahlendes Lächeln, die Art, wie sie selbst über die kleinsten Dinge lachte. Doch bevor wir unsere ersten Schritte ins Erwachsenenleben machen konnten, arrangierte ihre Familie eine Heirat mit einem zehn Jahre älteren reichen Mann. Sie zog in den Süden. Ich zog in den Norden. Und plötzlich verloren wir uns.
Vierzig Jahre lang trug ich es in meiner Erinnerung, wie ein verblasstes Foto, das ich nie wieder anzufassen wagte.
Bis zu dieser Nacht.