„Ich könnte dieses Jahr meinen berühmten Truthahn braten“, sagte ich und versank tiefer in Michaels Ledersofa. „Den mit der Salbeifüllung, die deine Mutter so geliebt hat. Weißt du noch, wie sie immer sagte, er sei besser als der ihrer Großmutter?“
Die Worte hängen in der warmen Luft zwischen uns, vermischt mit dem Duft von Isabellas teuren Vanillekerzen. Michael rückte neben mir näher, sein Ehering funkelte im Licht ihres fast vier Meter hohen Weihnachtsbaums. Irgendetwas an seiner Haltung veränderte sich, seine Schultern zogen sich nach innen, als würde er sich auf einen Aufprall vorbereiten.
„Papa …“ Er zögerte, unfähig, mir in die Augen zu sehen. Sein Blick ruhte auf dem Marmor-Couchtisch. „Leider bist du hier über die Feiertage nicht willkommen.“
Die Worte trafen mich wie ein Schlag. Ich blinzelte, sicher, ich verhört zu haben. „Was meinen Sie? Warum sollte ich nicht willkommen sein?“
„Isabellas Eltern kommen“, sagte er, seine Stimme wurde mit jedem Wort leiser. „Und sie… würde es vorziehen, wenn du nicht hier wärst.“
Meine Hände wurden eiskalt. „Würden sie es vorziehen?“
„Nur… Papa, bitte mach es nicht noch schwierig, als es ohnehin schon ist.“
Ich sah mich im Wohnzimmer um. Ich betrachtete die Seidenvorhänge, die ich gekauft hatte, nachdem Isabella sich über mangelnde Privatsphäre beschwert hatte. Ich betrachtete den Holzboden, der noch von meiner zweiten Hypothek stammte. Ich versammelte jeden Winkel dieses Hauses, eines Hauses, das meine Spuren, meine Opfer, meine Liebe zu meinem Sohn trug.
„Wo werde ich Weihnachten verbringen?“
Michaels Gesicht verzog sich. „Vielleicht … ich weiß nicht, vielleicht Tante Rosa besuchen? Oder wir könnten nächstes Wochenende etwas unternehmen.“
Nächstes Wochenende. Als Weihnachten wäre nur ein weiterer Termin, der verschoben werden könnte.
Ich stehe auf. „Ich verstehe.“
“Papa, warte…”
Doch ich ging bereits zur Tür. Meine Hand fand den Türknauf, fest und kalt. „Sohn“, sagte ich, ohne mich umzudrehen. „Sag Isabellas Eltern: ‚Feliz Navidad‘.“
Die Dezemberluft traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich saß in meinem Pickup mit abgestelltem Motor und starrte auf das Haus, das ich gekauft hatte, in das ich aber nie hineinpassen würde. Mein Handy vibrierte. Michael wollte die Sache zweifellos wieder in Ordnung bringen. Ich ging nicht ran.
Ich fuhr in die Dunkelheit.
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