Ich sah, wie ihre Hand genau drei Sekunden lang über meinem Champagnerglas schwebte. Drei Sekunden, die alles veränderten. Das Kristallglas stand auf dem Haupttisch und wartete auf einen Toast, darauf, dass ich es an die Lippen führte und trank, was meine neue Schwiegermutter gerade hineingestellt hatte.
Die kleine weiße Tablette löste sich schnell auf und hinterließ kaum eine Spur goldener Bläschen. Caroline wusste nicht, dass ich zusah. Sie dachte, ich wäre auf der anderen Seite des Empfangssaals, lachte mit den Brautjungfern und war ganz in der Freude über den Hochzeitstag versunken. Sie dachte, sie wäre allein. Sie dachte, sie wäre in Sicherheit.
Aber ich sah alles. Mein Herz hämmerte, als ich sah, wie sie sich nervös umsah und ihre gepflegten Finger zitterten, als sie sie von meinem Glas hob. Ein sanftes, zufriedenes Lächeln umspielte ihre Lippen – eines, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ich dachte nicht nach. Ich bewegte mich einfach.
Als Caroline zu ihrem Platz zurückkehrte, ihr teures Seidenkleid glattstrich und ein Lächeln wie die Mutter des Bräutigams aufsetzte, hatte ich den Wechsel bereits vollzogen. Mein Glas stand nun vor ihrem Stuhl. Ihr Glas, das saubere, wartete auf mich.
Als Dylan, gutaussehend in seinem maßgeschneiderten Smoking, aufstand und den Champagner zum ersten Toast auf unsere Hochzeit erhob, fühlte ich mich, als blicke ich durch einen Nebel. Seine Worte über Liebe und Ewigkeit klangen seltsam in meinen Ohren. Seine Mutter stand strahlend neben ihm und hob ein Glas Champagner an ihre Lippen.
Ich hätte sie aufhalten sollen. Ich hätte schreien, das Fenster herunterdrücken und sie vor allen bloßstellen sollen. Aber ich tat es nicht. Ich wollte sehen, was sie mit mir vorhatte. Ich wollte Beweise. Ich wollte, dass alle sehen, wer Caroline hinter dieser perfekten, wohlwollenden Fassade, dieser Stütze der Gemeinschaft, wirklich war.