Ein Millionär gibt vor, gelähmt zu sein, um seine Freundin zu testen – doch er findet die wahre Liebe dort, wo er sie am wenigsten erwartet …

Doch an diesem Septembernachmittag fühlte sich Alejandro leer.
Ein Gedanke quälte ihn seit Monaten: Liebte Isabela ihn wirklich oder empfand sie sich nur von seinem Reichtum und seiner Macht angezogen? Die Zeichen waren subtil, aber unmissverständlich. Ihre Strahlen, wenn er ihr teures Schmuckstück schenkte, ihre Distanz zu ihm, wenn sie tiefgründige Gespräche führte.

Wie sie verschwand, wenn er schwierige Tage bei der Arbeit hatte, und wie sie wie aus Zauberhand bei gesellschaftlichen Anlässen auftauchte.

Die Tatsache, dass sie sich nie für seine Gedanken, Zweifel oder Ängste interessierte. Alejandro beobachtete all dies mit dem gleichen analytischen Scharfsinn, den er auch in seiner Geschäftskarriere an den Tag legte, und kam zu einem bitteren Schluss. Er war in eine Frau verliebt, die in ihn nichts weiter als eine luxuriöse Geldmaschine sah.

An diesem Nachmittag kam ihm eine verrückte Idee. Wenn Isabela ihn wirklich liebte, würde sie ihn auch lieben, wenn er nicht mehr der mächtige Alejandro Mendoza wäre, den alle bewunderten. Er rief Dr. Carlos Herrera an, seinen Leibarzt und einen seiner wenigen wahren Freunde. Als Herrera eintraf, präsentierte Alejandro ihm den extremsten Plan seines Lebens: eine Lähmung vortäuschen, um Isabelas Liebe zu testen.

Der Arzt war sprachlos und überzeugt, sich verhört zu haben. Doch als er die Entschlossenheit und Zärtlichkeit in den Augen seines Kindheitsfreundes sah, begann er, den Vorschlag ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Alejandro erklärte, er wolle sehen, wie Isabela reagieren würde, wenn sie ihn im Rollstuhl säße, auf die andere Pflege angewiesen und ohne die Versuchung des Erfolgs.

Rein theoretisch war es möglich. Herrera hätte Berichte fälschen und behaupten können, ein Verkehrsunfall habe zu einer Rückenmarksschädigung geführt, in der Hoffnung auf Genesung. In dieser Nacht lag Alejandro wach und beobachtete Isabela, wie sie friedlich ruhte, ohne zu wissen, was passieren würde.

Am nächsten Tag war alles bis ins kleinste Detail organisiert. Herrera erstellte gefälschte Krankenakten, wies vertrauenswürdige Krankenschwestern an und installierte zuverlässige medizinische Geräte in der Residenz. Alejandro rief Isabela an, die für ein Fotoshooting in Barcelona war, und erfand Details des schrecklichen Unfalls, der ihn gelähmt hatte.

Isabelas Reaktion war wie erwartet: Schock, Fassungslosigkeit und das Versprechen, sofort zurückzukehren. Alejandro, der das geschulte Gehör eines Menschen hat, bemerkte eine lange Pause, bevor er tröstende Worte hörte, ein Zögern, das ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Als Isabela in dieser Nacht in der Villa ankam, saß Alejandro bereits am Ort seines Betrugs, saß im Rollstuhl und wartete auf den Moment der Wahrheit.

Das Geräusch von Maerati auf der Kiesauffahrt ließ sein Herz schneller schlagen als jede Millionenverhandlung. Und als er spürte, wie er sich der Tür näherte, ahnte er noch nicht, dass die wahre Überraschung nicht von Isabela kommen würde, sondern von jemand anderem, der unter demselben Dach lebte und den er immer für praktisch unsichtbar gehalten hatte.

Isabela betrat die Villa wie ein Star, der den roten Teppich betritt. Trotz der dramatischen Umstände klapperten ihre Lubutan-Absätze auf dem Marmor, als sie sich auf Alejandro zubewegte. Sie trug ein feuerrotes Kostüm, ihre Haare waren trotz der dringenden Reise perfekt gestylt und ihr Make-up war makellos.

Eine wirklich besorgte Frau hätte sich nicht so auf ein Fotoshooting vorbereitet. Sie warf sich ihm mit theatralischer Stimme zu Füßen, doch Alejandro bemerkte, dass sie darauf achtete, das Kleid nicht zu ruinieren. Als er erklärte, dass die Ärzte von einer monatelangen, vielleicht sogar jahrelangen Genesung sprachen und dass sie sich möglicherweise nie vollständig erholen würde, sah er einen Schatten über Isabellas Augen huschen, einen so plötzlichen Anflug von Enttäuschung, dass er ihn fast übersah.

Isabelas Worte klangen hohl, wie automatisch gesprochen.
Sie wich seinem Blick aus und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen, als wäre sie mit ihren Gedanken woanders. Als Alejandro erwähnte, dass er für ein paar Monate Hilfe brauchen würde, versprach Isabela ihm schnell, ihm zu helfen, begann aber sofort, ihre bereits geplanten beruflichen Verpflichtungen aufzuzählen.

Keine 24 Stunden, nachdem sie von dem Unfall erfahren hatte, zählte sie bereits Gründe auf, warum sie nicht dort sein konnte: ihr Vertrag mit Sara, Loes Ibis-Kampagne, eine Modenschau in Mailand. Während Isabela sprach, hörte Alejandro die diskrete Stimme von jemandem im Nebenzimmer. Es war Carmen López, ein galizisches Zimmermädchen, das seit drei Jahren in der Residenz arbeitete.

Eine 32-jährige Frau, stets ruhig und tüchtig, unauffällig, von durchschnittlicher Größe, mit stets zurückgebundenem braunem Haar und schlichter, praktischer Kleidung. Carmen kam mit einem Tablett Tee herein, und Alejandro sah sie zum ersten Mal seit Jahren richtig an. In ihren dunklen Augen lag etwas, eine aufrichtige Besorgnis, die in krassem Gegensatz zu Isabelas Verhalten stand.

Mit vorsichtigen, selbstverständlichen Gesten rückte sie das Kissen hinter ihm zurecht. Isabela beobachtete die Szene mit sichtlicher Ungeduld und entschuldigte sich dafür, dass sie dringend bei ihrem Agenten anrufen musste. Sie verließ das Zimmer und hinterließ nur eine Spur teuren Parfüms und ein Gefühl der Leere. Carmen putzte schweigend das Zimmer.

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