Entsetzt sah ich zu, wie der Mann die Holzkiste in den Fluss warf und floh. Als ich auf die Geräuschquelle zulief, hörte ich ein leises Rascheln. Meine Hände zitterten. „Bitte … lass sie leer sein“, flüsterte ich, doch als ich sie aufbrach, bekam ich keine Luft mehr.

Die Holzkiste schlug mit einem dumpfen Platschen auf dem Wasser auf. Einen Moment lang dachte ich, ich hätte es mir eingebildet – wie der Mann sie so lässig von der Brücke warf, dann zurück in den Lastwagen sprang und die leere Straße entlangraste. Seine Rücklichter verschwanden im Nachtnebel.

Ich stand wie erstarrt am Ufer, mein Atem hing wie eine weißliche Wolke in der kalten Luft. Der Fluss war hier nicht tief, aber die Strömung war stark, verschluckte die Kiste und trug sie flussabwärts. Dann hörte ich es – leise, rhythmisch, wie ein leises Schluchzen oder der gedämpfte Schrei von etwas Lebendigem.

Mein Magen verkrampfte sich. „Bitte … lass es leer sein“, flüsterte ich und zog bereits meine Schuhe aus.

Das Wasser biss mir in die Beine, als ich hineinwatete, meine Jeans schleifte gegen die Strömung. Kurz bevor sie die Felsen erreichte, packte ich die Kiste und zog sie Richtung Ufer. Sie war schwerer als erwartet, und das Heulen wurde lauter – schrill, verzweifelt. Meine Hände zitterten, als ich an dem nassen Seil zerrte, das den Deckel hielt.

Darin lag, in eine nasse Decke gehüllt, ein Neugeborenes.

Für den Bruchteil einer Sekunde war alles um mich herum still. Der Fluss, der Wind, die Welt – alles verschwand. Das Gesicht des Babys war rot und eingefallen, seine kleinen Fäuste schlugen auf den feuchten Stoff. Ich starrte einfach nur taub.

Dann siegte mein Instinkt. Ich zog das Baby heraus und drückte seinen winzigen Körper an meine Brust. „Schon gut, schon gut“, murmelte ich mit brüchiger Stimme. Das Baby war eiskalt und zitterte an mir. Ich sah mich um – niemand. Nur Bäume, Nebel und das endlose Rauschen des Wassers.

Ich rannte zum Auto, wickelte das Baby in eine Flanelljacke und schaltete die Heizung ein. Dann fing ich an, an meinem Telefon herumzufummeln.

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