Das grausame Gesetz der Wüste macht keinen Unterschied zwischen Adligen und Bürgerlichen. Als Margaret Sinclair in der Kutsche ihres Vaters an der Grenze zu Arizona ankam, ahnte sie nicht, dass sich die vermeintliche Strafe zum größten Geschenk ihres Lebens entwickeln würde. Die rundliche Frau, die von Bostons kultivierter Gesellschaft nur mit verächtlichen Blicken bedacht wurde, sollte bald lernen, dass im Wilden Westen nicht das Aussehen, sondern die innere Stärke den Wert eines Menschen bestimmt.
Dies ist ihre Geschichte, in der Verachtung dem Respekt weicht und Liebe nicht nach Perfektion, sondern nach wahrer Schönheit der Seele strebt. Die Handlung spielt im Sommer 1873, als in den Südwest-Territorien noch immer Konflikte zwischen Eingeborenen und Siedlern toben. Der rote Sand des Arizona-Territoriums schimmerte buchstäblich in der sengenden Hitze.
Margaret Sinclair war gerade aus Bostons vornehmen Vierteln in den unwirtlichsten Teil des Landes gekommen. Mit 39 Jahren, rundlich und altjüngferlich, galt sie als Schandfleck im Wappen der edlen Familie Sinclair. Ihr Vater, der grausame und berechnende Jonathan Sinclair, einer der einflussreichsten Kaufleute Bostons, beschloss, seine Tochter loszuwerden.
Über zwei Jahrzehnte lang hatte der Mann versucht, seine einzige Tochter zu verheiraten, doch Margarets Figur und Sturheit hatten alle potenziellen Bewerber abgestoßen. Der alte Sinclair schloss schließlich einen beispiellosen Deal ab. Bei Geschäftsverhandlungen traf er einen Apachenhäuptling, der bereit war, in Sinclairs Mine zu arbeiten.
Als Teil des Deals verlangte der Häuptling im Gegenzug eine weiße Frau. Margaret hatte keine Ahnung, was sie erwarten würde, als ihr Vater verkündete, dass er sie in den Westen schicken würde. Sie dachte, es sei nur ein weiterer Versuch, ihr in einer Grenzsiedlung einen Ehemann zu finden.
Während der langen, strapaziösen Fahrt ahnte sie erst, dass etwas nicht stimmte, als die Kutsche immer tiefer in die Wüste vordrang und alle Spuren der Zivilisation verschwanden. Schließlich hielt die Kutsche an einem kleinen Bach, wo ein Apachenkrieger wartete. Er war ein großer, muskulöser Mann, dessen Gesicht von der Sonne und der Zeit faltig war.
Sein Name war Hawk, der Sohn eines Häuptlings. Jonathan Sinclair warf dem Kutscher einen Beutel Gold zu und sagte dann kühl zu seiner Tochter: „Dieser Mann ist jetzt dein Herr. Betrachte dies als deine Strafe für all die Schande, die du mir gebracht hast.“ Margaret schrie und versuchte, wieder in die Kutsche zu klettern, doch ihr Vater stieß sie weg.
Die Kutsche verschwand bald in einer Staubwolke am Horizont. Margaret brach schluchzend zusammen, und Hawk beobachtete sie schweigend. Er verstand die Sprache der Frau nicht, genauso wenig wie Margaret seine.
Der Mann wartete geduldig, und als Margaret erschöpft verstummte, reichte er ihr einen Schlauch Wasser. Die gleißende Sonne sank langsam zum Horizont und färbte den Himmel rot. Margarets Kehle war vom Weinen und Staub ausgetrocknet.
Schließlich griff sie nach dem Weinschlauch und trank gierig. Hawk führte sie zum Pferd und bedeutete ihr aufzusteigen. Margaret war noch nie in ihrem Leben auf einem Pferd geritten, und ihre rundliche Gestalt machte es besonders schwierig.
Nach einigen Versuchen half Hawk ihr, sich aufzusetzen, stieg dann selbst auf sein Pferd und sie machten sich langsam auf den Weg in die Wüste. Die ersten Tage waren unerträglich. Margaret fühlte sich in der Wüstenhitze, der ungewohnten Umgebung und den Sprachbarrieren völlig hilflos.
Hawk führte sie zu Pferd zum Stammeslager. Für Margaret bedeutete dies eine weitere Tortur. Ihr rundlicher Körper zitterte schmerzhaft im Sattel und ihre Oberschenkel schmerzten und schmerzten.
Abends, wenn sie eine Pause machten, machte Hawk ein Feuer, kochte Essen und servierte es immer zuerst der Frau. Margaret weigerte sich zunächst, doch der Hunger siegte schließlich über ihren Stolz. Doch sie verstand Hawks Blick nicht.
Der Mann sah sie nicht mit Abscheu oder Mitleid an, wie die Bostoner Gentlemen. Stattdessen strahlte sein Blick Neugier und seltsamen Respekt aus. Die verlassenen Nächte waren nach der Hitze des Tages eiskalt.
Margaret schlich zitternd näher ans Feuer und bewunderte die Millionen Sterne am Himmel. Noch nie in ihrem Leben hatte sie einen so klaren Himmel gesehen. In Boston verdeckten die Häuser und der Nebel immer die Sterne.
Hier fühlte sie sich, als schwebte sie zwischen Himmel und Erde. Der Falke bemerkte Margarets Erstaunen und begann ihr leise etwas auf Apache zu erklären, wobei er auf ein Sternbild zeigte. Margaret verstand die Worte nicht, aber die Stimme des Mannes beruhigte sie.
Am dritten Tag erreichten sie das Stammeslager. Frauen und Kinder tummelten sich zwischen den Vegwams. Beim Anblick der weißen Frau verstummten alle…
Margaret hatte sich noch nie so fremd und hilflos gefühlt. Der Häuptling, ein älterer, würdevoller Mann, erwartete sie bereits. Er und Hawk sprachen Apache, und Margaret stand hilflos neben ihnen, unsicher über ihr Schicksal.
Der alte Häuptling näherte sich ihr und legte seine Hand auf Margarets Schulter. Dann deutete er auf seine Brust und sagte: „Havsu hatalitsni.“ Dann deutete er auf Margaret, um ihr zu bedeuten, sich vorzustellen.
Margaret rief ihren Namen mit zitternder Stimme. Der Häuptling nickte und winkte Hawk, der mit Margarets Gepäck zum Rand des Lagers ging. Er führte die Frau zu einer kleineren vegetarischen Unterkunft.
Margaret war überrascht, dass dies ihr Zuhause sein würde. Allein, nicht neben einem Mann. Hawk brachte ihr eine Decke und frisches Wasser und ließ sie dann allein.
Margaret begriff langsam, dass sie nicht als Sklavin hierhergebracht worden war, wie ihr Vater gedacht hatte. Das Innere des Vegwams war überraschend gemütlich. Der Boden war mit weichen Tierfellen bedeckt, und im kleinen Kamin glimmten Kohlen und strahlten eine angenehme Wärme aus.
Durch ein Loch in der Plane konnte sie Sterne sehen. Erschöpft ließ sie sich auf das für sie vorbereitete Bett fallen und fiel sofort in einen tiefen Schlaf. Am nächsten Morgen wurde sie durch ein leises Klopfen an der Gartentür geweckt.
Dort stand eine junge Apachenfrau mit Kleidung und einer Schüssel Essen. Lächelnd trat sie ein und legte ihre Geschenke neben Margaret. Sie begann langsam und deutlich mit ihr zu sprechen, deutete dann auf ihre Brust und sagte: „Chilaksem“, was Sternauge bedeutet.
Margaret erkannte, dass dieses Mädchen ihre Assistentin, vielleicht sogar ihre Lehrerin werden würde. In den folgenden Wochen integrierte sich Margaret allmählich in den Stamm. Starry Eye brachte ihr die Apachensprache bei.
Margaret war überrascht, wie sehr der Stamm sie akzeptierte. Niemand machte Bemerkungen über ihr Gewicht, niemand machte sich über sie lustig. Hier ging es ums Überleben und den Zusammenhalt in der Gemeinschaft, nicht um das Aussehen.
Apachenfrauen brachten Margaret das Korbflechten, Töpfern und die Verarbeitung einheimischer Pflanzen bei. Margaret hatte Mühe, sich an die körperliche Arbeit zu gewöhnen, umgeben von einer Armee von Bediensteten in Boston. Ihre Hände bekamen Schwielen, ihr Rücken schmerzte, doch abends überkam sie eine angenehme Müdigkeit – im Gegensatz zur geistigen Erschöpfung, die sie zu Hause plagte.
Hawk besuchte sie täglich, betrat ihre Vegetation jedoch nie ohne Erlaubnis. Er brachte ihr Essen, manchmal besondere Früchte oder Fleisch. Eines Tages brachte er ihr sogar eine wunderschön gewebte, handgewebte Decke mit, die die Frauen des Stammes für die kommenden kälteren Nächte für sie angefertigt hatten.
Margaret war die Aufmerksamkeit des Mannes zunächst peinlich, doch allmählich gewöhnte sie sich daran. Eines Abends, als sie die Apachensprache bereits fließend beherrschte, lud Hawk sie zu einem Spaziergang außerhalb des Lagers ein. Der Vollmond tauchte die Wüste in silbriges Licht, und die Kakteen und Felsen warfen seltsame Schatten.
Der Falke führte Margaret zu einem kleinen Hügel, von dem aus sie das ganze Tal überblicken konnten. Der Mann starrte lange auf den Mond und begann dann leise die Legenden seines Stammes zu erzählen, Geschichten vom Mond und den Sternen. Margaret hörte erstaunt zu.
Niemand hatte jemals mit so viel Aufrichtigkeit und Respekt mit ihr gesprochen. An diesem Abend fragte Margaret Hawk, warum er sie mit so viel Respekt behandelte. Der Mann sah sie lange an, bevor er antwortete.
Mein Vater sagte, der Häuptling der Weißen habe uns eine Frau angeboten. Wir dachten, er würde eine Dienerin schicken. Aber du bist keine Dienerin.
Dein Körper ist groß und stark, wie der eines Bergbären. Das verschafft dir in unserem Stamm Respekt. Ein großer Körper symbolisiert Fülle und Fruchtbarkeit.
Und ich sehe ein Feuer in deinen Augen, das die Weißen nie gesehen haben.“ Margaret brach in Tränen aus. Ihr ganzes Leben lang war sie wegen ihres Gewichts gedemütigt worden, und nun sah dieser Fremde, dieser wilde Mann mehr in ihr, als ihr eigenes Volk je gesehen hatte.
An diesem Abend hatte sie zum ersten Mal das Gefühl, dass sie hier, in dieser grausamen Wüste, unter diesen Fremden vielleicht das finden würde, wonach sie immer gesucht hatte: Akzeptanz. Der Sommer in der Wüste ging langsam in den Herbst über, die Nächte wurden kälter, aber die Tage waren noch immer glühend heiß.
Margaret lernte, sich an extreme Wetterbedingungen anzupassen. Ihr scharfes Auge zeigte ihr, wie man Kleidung nähte, die sowohl vor Sonne als auch vor Kälte schützte. Ihre weißen Hände wurden immer geschickter, und bald nähte sie ihre eigenen Kleider, die ihrer üppigen Figur besser passten als die Korsetts und Krinolinen aus den Bostoner Bekleidungsgeschäften.
Mit der Zeit machte Margaret eine völlige Verwandlung durch. Ihre Haut wurde von der Sonne gebräunt und ihr Gang sicherer. Sie lernte, in der Wüste Wasser zu finden, mit einheimischen Pflanzen zu kochen, und die Frauen des Stammes zeigten ihr, wie man Heilkräuter sammelt und verwendet …
mehr dazu auf der nächsten Seite