Die Neonröhren im Untersuchungsraum surrten schwach, ihr kaltes Licht legte sich wie ein Schleier über die weißen Fliesen. Lena, in der 34. Schwangerschaftswoche, lag auf der Liege und zog nervös an den Ärmeln ihres Shirts. Ihr Herz pochte schneller, als Dr. Weber die Sonde in die Hand nahm. Es war eine Routineuntersuchung – und doch fühlte sie sich heute anders.
„Entspannen Sie sich, Frau Keller“, sagte der Arzt mit seiner gewohnt ruhigen Stimme. Das Rauschen des Ultraschallgeräts erfüllte den Raum. Auf dem Bildschirm erschien das kleine Profil ihres Kindes, perfekt geformt, die winzigen Hände zur Brust gefaltet.
Lena lächelte – bis ihr Blick zum Fenster glitt.
Im Spiegelbild sah sie deutlich die Umrisse eines Mannes. Er stand direkt hinter ihr. Groß, reglos, mit breiten Schultern, das Gesicht im Glas verschwommen. Lenas Atem stockte. „Da … da ist jemand!“ rief sie erschrocken und fuhr herum.
Doch hinter ihr war nichts. Nur Dr. Weber, die Geräte und der Geruch von Desinfektionsmittel.
„Hier ist niemand außer uns“, sagte er, doch seine Stirn legte sich in Falten.
Zitternd drehte Lena den Kopf wieder zum Bildschirm – und erstarrte. Neben dem Profil des Babys war ein Schatten. Nur für einen Moment, aber da: wie eine zweite Silhouette, dicht an der Wange ihres Kindes.