Ich war zweiundzwanzig, als ich Thanh kannte. Er verbrachte den Sommer im Dorf, im Haus seiner Tante, und alles an ihm schien aus einer anderen Welt zu stammen: saubere Kleidung, die nach teurem Waschmittel roch, eine funktionierende Uhr, ein stilles Selbstvertrauen.
Wir trafen uns auf dem Markt, wo ich Gemüse aus dem Familiengarten verkaufte. Er kaufte ein paar Gurken, die er nicht brauchte, nur um mit mir zu reden. Ich war jung, naiv und sehnte mich nach etwas anderem als der endlosen Eintönigkeit des Alltags – ich verliebte mich auf Anhieb.
Drei Monate lang waren wir unzertrennlich. Er erzählte mir von der Stadt – von Restaurants, in denen das Essen auf „richtigen“ Tellern serviert wurde, von Gebäuden, die so hoch waren, dass man den Hals recken musste, um nach oben zu schauen, von einem Leben, das ich mir kaum vorstellen konnte. Ich wiederum erzählte ihm von Sonnenuntergängen, den süßesten Mangos und wie die Vögel den kommenden Regen ankündigen.
Als ich ihm von meiner Schwangerschaft erzählte, strahlte sein Gesicht vor Freude.
„Ich komme morgen wieder“, sagte er und drückte meine Hände. „Ich werde mit meinen Eltern sprechen, sie um ihre Segen gebissen und dann komme ich zurück, um dich zu heiraten. Wir werden unser Kind gemeinsam großziehen.“
— Versprochen?
— Versprochen. Drei Tage. Höchstens vier.
Er küsste mich im Bus, seine warme Handfläche ruhte auf meinem noch flachen Bauch.
– Pass gut auf unser Baby auf.
Der Bus fuhr in einer Staubwolke davon.
Ich habe ihn nie wieder gesehen.
Die Grausamkeit des Flüsterns
Als mein Bauch zu wachsen begann, waren zwei Monate vergangen. Ich hatte Briefe an die Adresse seiner Tante geschickt – die richtige –, aber keine Antwort erhalten.